Barack


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Barack-Nummer: 90

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Überarbeiteter Text
0090mod.html
90.
(Jetzt Karlsruhe, BLB, Don. 90)
Papierhandschrift des XV. Jahrh. (1452), 202 Blätter in 2°. Holzdeckel mit rothem Schaaflederüberzug.
1. Das Heldenbuch, und zwar:
a. Bl. 1—25:
König Otnit.
Die ersten Blätter sind verloren. Das erste vorhandene beginnt:
Das ist im wol geratten er hat sie kainen mût
Vnd wil och dich beschaiden war vmb er das tut Er hat im für gesetzt das mag er sich wol Schemen Wan die mutter gestirbet die dochter wolle er
nemen. Schluss :
Nun lassen wir beliben die wurme fraischlich Vnd kurtzen wir die wille mit hugen dietrich Er wuchs in kosten opel mit hohen eren hie Der in sine jungent cluge auenture begien.
b. Bl. 26—148a:
Hie uahet wolff dietriches buch an.
Eingang :
HIe mügent ir gerne hoeren singen vnd sagen Von clüger auenture so mussent ir betagen Es ward ain buch funden das sag ich vch für war Zu bagemünt in dem closter lag es vil manig jar Es ward gefunden in baier land Dem byschoff uon ainstetten ward es bekand Er kürtzet im die wille dar abe wol sybentzehen jar Do fand er auenture das sag ich vch für war Do er das buch vber las an den arm er es nam Er trug es in das closter für die frowen wolgetun (—tan) Dar zu hat (Das zu sant) waltburg zu ainstetten stat Merckent uon dem gutten buch wie es sich so wit
zerspraittet hat
Schluss :
Also was er im dem closter dannoch sechszehen jar Er diente got mit flisse seyt vns dis buch fürwar Die engel an sinem ende fürte sin sele uon dan Da mit hat dis buch ain ende also mus es vns
och ergan.
Genauer betrachtet enthält dieser 2. Theil, trotz der Ueber-schrift “Hie vahet wolff dietriches buch an" zuerst die Geschichte von Hugdietrich, welche bis Blatt 43 geht, worauf mit der Ueberschrift: “Wie das huge dietrich starb vnd wie boge vnd wachsmut wolffen dietrichen iren bruder uon dem lant wolten stossen vnd sprachen wie er ain banckert were vnd das er dar vmb nit erbes moechte besitzen" — erst der Wolfdietrich mit der Strophe :
Nun lassen wir beliben den edelen kaiser rich Vnd kurtzen wir die wile mit wolff her diettrich Er wuchs in grosen eren bis er ward zu ainem man Do sin lieber uatter starb do ward sin froede zergan beginnt.
Die Handschrift gehört zu den im XV. Jahrhunderte vielfach verbreiteten und beliebten Sammelhandschriften der deutschen Heldensage, deren in v. der Hagen und Büsching's Grundriss S. l—23 und Goedeke, Grundriss §.61 eine grosse Anzahl aufgeführt werden. Der Text stimmt mit dem alten Drucke des Heldenbuchs überein.
Vgl. v. der Hagen und Primisser's Heldenbuch, Berlin 1820—25. Heldenbuch. Altdeutsche Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen durch Fr. H. v. der Hagen. Leipzig 1855; W. Grimm, deutsche Heldensage § 58.
Einzeln herausgegeben wurde der Ortnit von Mone 1821 und nach älterem Texte : Künec Ortnides mervart unde tot, von Ettmüller, Zürich 1838; Hugdietrichs Brautfahrt und Hochzeit nach einer Oehringer Handschrift von F. Oechsle, Stuttgart 1834; s. ferner Haupt, Zeitschrift IV, 401 ff.
Eine Ausgabe des Wolfdietrich, zu der auch diese Handschrift benützt wurde, wird von Holtzmann vorbereitet.
Vgl. auch Zarncke in Pfeiffer's Germania I, 53 ff.
2. Bl. 148b—202a :
Hie hebet an der suben maister buch.
Anfang (die Verse sind fortlaufend geschrieben):
Aller diser weit her kayser vnd got
wie haiig sind alle ding (1. din gebot)
wie grosz vnd starck ist din gewalt
Din gütte vnd milte ist manigfalt
Grundlose ist din barmhertzikait
vnzallich ist din wisshait Schluss :
Do starb der kayser pünccion
vnd rieht sin sun dyoclecion
Nauch sinem vatter manig jare
Das sin maister er für war
er hett by im lange zit
Die in lertend getrulich vor vnd syd
Doch er wise vnd rich ward
vnd warend so uff in gekart
Das sy hettet zu aller not
Für in gegangen in den tot
Des warend sy behende
Bis an irs lebens ende
Hye endet sich das gedichte
Der syben maister geschichte etc. etc. Hie haut dis buch ain ende Gott vns uon Sünden wende. Anno domini M° CCC. lii°. jar. Auf dem letzten Blatt:
Item Ludwig Messerschmid der Jung zu Wissen-
staig hat dis buch usz gelessen vff pfingstenn Anno
Domini m cccc lxxx jaur.
Item enderis bürer der jung hat das buch vsz
gelessen vff letare anno domini M° CCCC lxxxi
jaür. Der letztere fügte noch bei:
0 mutter aller gnaden rich Ich bitt dich vmm hilf gar fliszlich Das du mir der beholffen wellest sin Das bit ich dich himel kaiserin.
Der Verfasser dieser poetischen Behandlung der vielberühmten volkstümlichen Fabel von den 7 Meistern ist nicht genannt. Er sagt von sich im Eingang, dass er sein Werk aus dem lateinischen übertrage, nennt sich jedoch “der geschrifft layder ain kind."
Die Handschrift schliesst sich an die Erlangen'sche an, welche Ad. Keller in den altdeutschen Gedichten, Tübingen 1846, S. 15 ff. herausgab.
Eine andere gereimte Bearbeitung des gleichen Stoffes ward bekanntlich von Hans dem Büheler, einem Hofbeamten des Erzbischofs Friedrich von Cöln, im Jahr 1412 verfasst. Sie ist dem Inhalte nach gleich, in der poetischen Behandlung aber, da Hans von Bühel freier und gewandter zu erzählen weiss, wesentlich von der vorliegenden verschieden. Beide Bearbeiter scheinen unabhängig von einander aus derselben Originalquelle geschöpft zu haben.
Vgl. Dyocletianus Leben von Hans von Bühel. Herausgegeben von Adelb. Keller. Quedlinburg 1841, und über das Volksbuch der sieben Meister überhaupt die Einleitung zu Li romans des sept sages, herausgegeben von Heinr. Adelb. Keller. Tübingen 1836.
Originaltext