Barack


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Barack-Nummer: 79

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Überarbeiteter Text
0079mod.html
79.
[Jetzt Karlsruhe, BLB, Don. 79]
Pergamenthandschrift des XIV. Jahrh. (1365), 258 Blätter in gr. 2°. Holzdeckel mit weissem Schaafleder überzogen und Metallbuckeln beschlagen. Schrift in doppelten Spalten.
1. Bl. 1—200:
Rudolf von Hohenems Weltchronik von der Genesis bis zu Salomons Tode, mit der Fortsetzung eines Ungenannten bis zur Heilung Naeman des Syrers (II Regum 5,17).
Anfang :
Rihter got herre über alle kraft.
Vogt hymelischer herschaft.
Ob allen kreften swebet din craft.
Dez lobt dich alle herschaft.
Vrhaber aller wisheit.
Lop vnde ere si dir geseit.
Got herre wann din eines wort. Schluss :
Naaman sprach im aber zu.
Swaz du gebieten wilt daz dv.
Ich bite dich mit gir.
Daz du einer bete günnest mir.
Der erden mir zu fuern hein.
Sam glich swern bürden zwein.
Din kneht sol fûrbaz tun niht mer.
Alsam er hat getan da her.
Anno domini M°. CCC°.LX°. quinto Illustris prin-ceps Rupertus. Comes palatinus Juxta renum. comparauitillum librum per manus. Jo. de spira hev minimi scriptorum.
Diese Handschrift enthält — nach kurzem Prolog mit dem akrostichisch angedeuteten Vornamen des Verfassers, Rudolfs von Hohenems, biblische Erzählungen von der Genesis bis zu Salo-mon's Tode mit namhaften Episoden aus allgemeiner Erdbeschreibung und paralleler weltlicher Geschichte, z. B. von Blatt 12 bis 22, wo insbesondere auf Blatt 16 die ausführliche Schilderung Deutschlands und seiner damaligen Bestandteile, Schwaben, Franken, Baiern, Rheinland, Thüringen, Sachsen , Beachtung verdient. Die hier in ändern Handschriften oft vorkommende Beschreibung der Städte am Rhein fehlt indess. Vgl. Vilmar, a. a. 0. S. 32, 33 ff.
Die Widmung an den römischen König Konrad IY. findet sich vor dem Anfang des Buchs der Könige.
Bl. 118a, Sp, l, Z. 17 v. u. ff.:
Min lieber herre durch den ich.
An diz buch noch min arbeit.
Mit tihten han geleit.
Vnd ez mit gotes helfe wil.
Für sich tihten vf daz zil.
Ob mir got der iare gan.
Daz ich uch moge gedienen dar an.
Daz ist der kûnig Cunrat.
Dez keisers kint der mir hat.
Geboten vnd dez bat mich.
Minneclichen daz ich.
Durch in die mere dihte.
Auf Blatt 184% Sp. l bricht des Rudolf von Ems Text, der bei jenem Abschnitt vom Tod ereilt wurde, ab mit den Versen:
Bi Salomones zit.
Do waz zu Rome ane strit.
Der selbe kûnig Syluius. Von dem seit die kronike sus. Er wer an tagenden vz erkorn. Vnd von Enea geborn.
Der unbekannte Fortsetzer widmet dem ritterlichen Dichter im Anschluss daran folgenden Nachruf:
Der diz buch getihtet.
Hat. vntz her verrihtet.
Wol an allen orten.
An sinnen vnd an worten.
Der starp in welschen riehen.
Ich weiz wer sich im geliehen.
Glichen moge an solicher meisterschaft
Der mit so gantzer sinne kraft.
An ein ende müge getihten.
Mit kurtzen worten wol verslihten.
In der geriht in der getat.
Als ers an gehaben haben.
Erstarp an Salomone.
Got gebe im zu lone.
Ein liehte kröne in himelrich.
Nu vnd iemer eweclich.
Sin nam ist uch wol bekant.
Rudolf von ans waz er genant.
Durch Leerlassen einer Columne des Blattes ist der Ueber-gang zum Texte eines Anderen auch äusserlich angedeutet.
Die Fortsetzung erstreckt sich sodann, in ziemlich genauem Anschlusse an den biblischen Text bis zur Geschichte Naeman des Syrers, wo sie (IL Regum 5, 6) ohne förmlichen Schluss plötzlich aufhört.
Der Text ist von vielen mit Deckfarben auf Goldgrund gemalten Miniaturgemälden begleitet, in welchen die biblischen
Ereignisse in Tracht und Waffen des XIII. und XIV. Jahrhunderts dargestellt sind.
Eine grosse, das ganze Folioblatt füllende Malerei steht dem Gedichte vorangeheftet. Auf derselben ist die Erdkugel dargestellt, deren Furchen der Mensch mit einem Pfluggespann durchpflügt; rings um sie fliesst in grünem Kreise das Meer, oben in blauem Himmelsraum thront der Heiland, umgeben von Engel-schaaren, unterhalb in dunkelbraun rother Hölle quälen Teufel die Seelen der Verdammten.
Eine der unsrigen nach Text und künstlerischer Ausschmückung nahe stehende Pergamenthandschrift ist die der Abtei Rheinau, deren Hagen und Büsching im Grundriss p. 243, Zapf in den Reisen in einige Klöster Schwabens p. 133ff. und Massmann, Kaiserchronik 3, 172, Nr. 14. Erwähnung thun.
Bl. 200b—201 leer.
2. Bl. 202—258:
In gotes namen amen, hie hebet an sante Eisebeten leben, etc.
Anfang :
Gute abenture zu sagen.
Ist gar wol zu vertragen
Wann sie leret einen man.
Der sich do bi gezihen kan.
Daz er gewinnet reinen mût.
Vnd iemer tûgentlichen tut.
Dez ist ein Spiegel vns gegeben.
Der heiligen altveter leben. Schluss :
Sus ist die frawe here.
Zu gnaden iemer mere.
Vnd auch zu tröste wol gereit.
In angest vnd in arbeit.
Diesen wirdeclichen rat.
Die frawe here von gote hat.
Der sie besunder eret. Mit wirdekeide heret Dem iemer me nu si gesaget. Zu lobe siner zarten maget. Tugend gnade vnd ere. Nach hute vnd iemer mere Amen.
Der Schluss, eine halbe Spalte auf BI. 258a, ist ohne Linien und obwohl von derselben Hand, doch weniger sicher, und, wie sich herausstellte, nachträglich, nachdem das ursprüngliche letzte Blatt auf den hintern Deckel aufgeklebt worden war, geschrieben. Die unbeschriebene untere Hälfte des Blattes ist abgeschnitten. Sonst ist die Handschrift unversehrt, vollständig, von derselben Hand mit grosser Deutlichkeit und Schönheit, und wie der Schluss des nunmehr abgelösten Blattes sagt, in demselben Jahre geschrieben, wie die vorausgehende Weltchronik. Der Schluss lautet: “Diese zwen bücher hat erzuget der edel hochgeborne furste hertzoge Euprecht der elter pfalntz-graue by dem Eine dez heilichen Romischen riches oberster drochsesze vnd herzöge in beigern. Anno M. ccc°. lx. quinto."
Dieses werthvolle Stück hiesiger Bibliothek stammt aus dem ehemaligen Kloster Wiesenstaig (“Ex Bibliotheca Wisensteigensi: 1626" auf Bl. 3a) und scheint, den kalligraphischen Spielereien auf Bl. 119a zu Folge im XV. Jahrhundert im Besitz der gräflichen Familie von Helfenstein gewesen zu sein.
Einen Auszug aus diesem Gedichte, dessen Verfasser ohne Zweifel derselbe ist, der auch das von K. Bartsch herausgegebene Gedicht “Die Erlösung" dichtete (vgl. Bartsch in Pfeiffer's Germania VII, l ff.), giebt nach einer Darmstädter Handschrift Graff's Diutiska I, 344—489.
Zum Zweck einer Ausgabe wurde vorliegende Handschrift vor Kurzem mit dem Texte der Darmstädter von Dr. Max Riege r verglichen. S. auch H. Kurz, Geschichte der deutschen Literatur I, 467 u. ff.
Originaltext