Deutschland verkämpft sich im Osten

Im Wendejahr 1943 bestand die letzte Gelegenheit, eine Entscheidung darüber zu treffen, ob man im Osten oder im Westen aufgeben wollte. Da Hitler zu einer solchen Entscheidung niemals imstande gewesen wäre, ging der Krieg an beiden Fronten verloren, im Westen unter der militärischen Verantwortung der Kriegsmarine, im Osten unter der der Heeresführung.

Die Kräfte, die notwendig waren, eine Front von über 2000 km Länge zu halten, wären wahrscheinlich von keinem Land der Erde aufzubringen gewesen, aber war dieser Krafteinsatz militärisch überhaupt notwendig? Selbst im Sinne der kleinkarierten ideologischen Vorstellung, Deutschland müsse Lebensraum im Osten gewinnen, wäre eine Beendigung des Ostfeldzuges im Juli 1942 hinreichend möglich gewesen, auch ohne die einheimische Bevölkerung der eroberten Länder zu versklaven und auszurotten.

Aber militärische Feldzüge haben ihre eigenen Gesetze. Zu keinem Zeitpunkt ist offenbar genug gewonnen oder ausreichend gesichert. Dieser Gesetzmäßigkeit erlag schließlich auch das "Großdeutsche Reich". Vielleicht hätte ein weitsichtiger Diktator ab 1942, dem 1. Jahr des Rückzuges, von sich aus Kriegsziele aufgegeben, an einer oder der anderen Front einen Verbündeten gesucht. Abgesehen davon, daß seit der Konferenz von Jalta die letzte Gelegenheit dazu verstrichen war (und keiner hat das so klar erkannt wie Hitler), sind Geduld und Kompromißfähigkeit offensichtlich für jeden Diktator Untugenden. In diesem Sinne war für Deutschland ab 1943 kein anderer Weg mehr möglich als der in die Niederlage.