Das Schicksal der schweren Flotteneinheiten
Nach erfolgreichen Atlantikoperationen lagen die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau sowie der Schwere Kreuzer Prinz Eugen 1941/42 in Brest. Sie hatten eine lange Werftliegezeit hinter sich, wobei sie schweren Luftangriffen ausgesetzt waren. Nun entschloß man sich, die Einheiten auf dem kürzesten Weg in die Heimat zurück zu verlegen (Unternehmen Cerberus). Der Kanaldurchbruch vom 12. Februar 1942, von den Engländern als schwere Schlappe empfunden, war nichts als ein unter großem Donnergetöse veranstalteter strategischer Rückzug aus dem mittleren Nordatlantik und markiert in Wirklichkeit den Anfang vom Ende der schweren Flotteneinheiten (1).
Im Februar wurden die schweren Überwasserstreitkräfte sogleich nach Norwegen überführt, um sie dort gegen eine von Hitler befürchtete Invasion einsetzen zu können (2)
Im Juli wurden Tirpitz und Admiral Hipper sowie Lützow und Admiral Scheer erfolglos gegen den Rußland-Konvoi PQ.17 aufgestellt (Unternehmen Rösselsprung). Aber in Erwartung eines Angriffes der deutschen Streitkräfte befahl der britische Erste Seelord, Adm. Pound, die Auflösung des Konvois und den Rückzug der Sicherungsstreitkräfte. Erst nach Kenntnisnahme dieser Vorgänge liefen die deutschen Schiffe aus. (3) Nach frühzeitiger Sichtung durch den Gegner wurde der Einsatz gemäß der Führerweisung "Kein Risiko eingehen" abgebrochen. Unterseeboote und Flugzeuge vernichteten 2/3 des Konvois PQ.17 mit 143.977 BRT.
Im August Vorstoß der Admiral Scheer in die Karasee (Unternehmen Wunderland). Handelsschiffverkehr wurde nicht angetroffen. Am 27.8.1942 Beschießung der Hafenanlagen von Dikson. Am 31.8. Rückkehr der Admiral Scheer nach Narvik (4).
Im Dezember Einsatz einer Kampfgruppe mit Lützow und Admiral Scheer gegen den Rußland-Konvoi JW.51B im Nordmeer (Unternehmen Regenbogen). Die Entschlußfreiheit des Verbandsbefehlshabers war wiederum durch den Befehl, die großen Schiffe um keinen Preis zu gefährden, eingeengt. Nach dem Eingreifen der britischen Ferndeckung erhielt Admiral Hipper einen Unterwassertreffer. VAdm. Kummetz brach die Operation daraufhin ab.
Aus Wut über diesen mißglückten Angriff befahl Hitler, alle großen Schiffe sogleich außer Dienst zu stellen und zu verschrotten, was den Rücktritt des Großadmirals Raeder zur Folge hatte (5).
Schlußfolgerung:
Im Grunde waren die schweren Flotteneinheiten 1942 im Kampf gegen die
Handelsschifffahrt im Nordmeer und zur Abwehr einer Invasion in Norwegen falsch
eingesetzt. Unter der Voraussetzung des Einsatzes einer neuen Versorger-Kette im
Nordatlantik wären Angriffe gegen britische Deckungsverbände aus der Weite des
Atlantiks noch die denkbar sinnvollste Einsatzmöglichkeit gewesen. In Norwegen
lagen die Schiffe in der Defensive. Dort konnte der Gegner leicht seine Kräfte
gegen sie konzentrieren. Auch wenn die Verschrottung abgewendet wurde, bedeutet
der Rückzug von 1942 das Ende der großen Einheiten.
Anmerkungen: |
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(1) | Ausfall der Gneisenau nach Grundminentreffer am 13.2. und Bombentreffer am 26./27.2.42 | |
(2) | Ausfall und Rückführung der Prinz Eugen nach Torpedotreffer des brit. U-Bootes Trident am 23.2.42 | |
(3) | Ausfall und Rückführung der Lützow nach Grundberührung und Wassereinbruch am 3.7.42 | |
(4) | Entlassung der Admiral Scheer nach Deutschland im November 1942. | |
(5) | Die Verschrottung wurde abgewendet. 1943 wurden Tirpitz und Scharnhorst wieder nach Norwegen verlegt |