Funkaufklärung

Das Jahr 1942 begann auf deutscher Seite im U-Boot-Krieg mit der Einführung der Enigma M-4 und dem Schlüsselkreis "Triton". Dies führte in Bletchley Park, der Entzifferungszentrale der Briten, zu einem weitgehenden "black-out" bei der Sicherung der Geleitzüge im Atlantik. In höchster Not unternahmen die Briten gewaltige Anstrengungen, um den erlittenen Rückschlag in der technologischen Kriegführung zu kompensieren.

Zur gleichen Zeit gelingt es den deutschen U-Booten, beim Einsatz vor der amerik. Ostküste (Unternehmen Paukenschlag) sowie bei Geleitzugschlachten im Mittelmeer und Nordmeer ihren Erfolg maßgeblich zu steigern. Im Glanz dieser Erfolge verpaßt Deutschland den für die Atlantikschlacht notwendigen technologischen Anschluß.

Submarine Tracking

Auch wenn der Funkverkehr der deutschen U-Booten ab Februar nicht mehr entschlüsselt und übersetzt werden kann, ist das britischer Operation Intelligence Center nicht blind.
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(a)
Jedes deutsche U-Boot, das die Werft verläßt und zur Ausbildung (AGRU-Front) in die Ostsee geht, wird durch Abhören des Funkverkehrs über den Sonderschlüssel "Thetis" von Bletchley Park erfaßt. Jedes Boot, jeder Kommandant, jeder Funker wird registriert, es werden Karteien mit re-identifizierbaren Verhaltensmustern angelegt.
(b)
Die Bewegungen der U-Boote an den Stützpunkten werden aufgefangen und verzeichnet, da das Aus- und Einlaufen auf minenfreien Wegen erfolgen muß, für die Sicherungseinheiten gestellt werden, deren Funkverkehr über den bekannten Schlüssel "Heimische Gewässer" problemlos entziffert werden kann. Allein 1942 werden über 1000 solcher Ein- und Auslaufgeleite gefahren.
(c)
Großfunkpeilstellen der Landstationen - auch auf Island, Neufundland, den Bermudas, im Raum Freetown, auf der Insel Ascension, im Raum Kapstadt und an der gesamten amerikanischen Küste - erfassen jeden Funkspruch, lokalisieren die Generalposition der U-Boote und gewinnen den Überblick über ihre Dislozierung.
 
HF/DF

Die Sicherungsfahrzeuge der alliierten Geleitzüge werden mit Hochfrequenz- Peilanlagen ausgerüstet, die auf die Kurzwellenfrequenzen der deutschen U-Boote eingestellt sind. Sie ermöglichen die Feststellung einer U-Bootposition im Panorama-Sichtpeilverfahren sofort und mit einer Reichweite bis auf etwa 25 Seemeilen. Infolge der Gerätecharakteristik brauchte man überdies keine Kreuzpeilung mehr. Nun konnte man ein U-Boot, das mit einer Fühlunghaltermeldung andere U-Boote herbei rief, zielgenau unter Wasser drücken.  Gleichzeitig machte der Konvoi eine drastische Ausweichbewegung und der Feindkontakt war verloren. Damit reduzierte sich die Anzahl der Geleitzugschlachten erheblich.

  
Radar

Im März 1940 erste Radarerfassung eines U-Bootes durch ein brit. Flugzeug (ASV Mk.1).  Ende 1941 wird das ASV Mk.1 abgelöst durch das um 360° drehbare Gerät des Typs 286 auf 1,5m Welle. Dagegen entwickeln die Deutschen ein FuM-Beobachtungsgerät (Metox), das vor einer Radarpeilung mit akustischen Signalen warnt, und das  ab August 1942 auf U-Booten eingesetzt wird. Doch nur wenige Wochen später stehen auf alliierter Seite Radargeräte auf 9,7cm Welle vor der Einführung (ASV Mk.3), auf die die Metox-Geräte nicht reagieren.

Statt dessen liefert am 27.11.1942 die Fa. Telefunken mit einer technischen Expertise den "Beweis", daß Zentimeterwellen für Funkmeßgeräte untauglich seien, da sie am Ziel nicht reflektiert, sondern "weggespiegelt" würden. Eine Woche später wird bei Telefunken (Illberg) das Labor für die Herstellung eines FuM-Gerätes auf Zentimeterwelle aufgelöst.