Chronik des Seekrieges
Kriegswende 1941

Martin Göhring:
Der Zweite Weltkrieg - bis zur Kriegswende 1941

Nie war Hitler vom Erfolg der Wiederholung des Schlieffenplanes ganz überzeugt. Einmal vermutete der Gegner, wie anzunehmen war, etwas Derartiges, und zum anderen wich das operative Ziel vom früheren ab: nicht Schwenkung aus Nordwest nach Südwest, sondern aus West nach Nord, auf den Kanal zu. So hat Hitler schon am 30. Oktober seine engsten Mitarbeiter mit dem Gedanken überrascht, man müßte motorisierte Verbände zu einem Vorstoß in Richtung auf Sedan ansetzen. Brauchitsch und Halder hielten zunächst nichts davon. Aber ganz unabhängig von Hitler entwickelte Generalleutnant v. Manstein, Chef des Stabes von Generaloberst v. Rundstedt, eine ähnliche Konzeption, und legte sie in einer Denkschrift nieder. Sie ging davon aus, daß mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit der Gegner die Wiederholung des Schlieffenplanes erwarte und seine Maßnahmen entsprechend treffen werde.

Stefan Westermann schreibt
NafetsW(at)aol.com
:
Karl-Heinz Frieser hat in seinem Buch "Blitzkrieg-Legende" sehr überzeugend (wie ich finde) dargestellt, dass Manstein und Hitler auf keinen Fall einen ähnlichen Gedanken hatten. Manstein hatte die gesamte Frankreich-Operation im Blick, davon war Sedan bzw. der Flußübergang nur ein Teil, der größere Teil sollte nach dem Übergang vonstatten gehen. Nach Friesers Forschungen sollte ein Teil der dt. Panzerverbände, wie geschehen, Richtung Kanalküste durchbrechen. Ein anderer Teil sollte in den französischen Gegenschlag hinein erfolgen (dieser Teil ist von der dt. Führung verwässert worden).

Hitler dagegen hatte nur den Flußübergang (vielleicht wegen des Namens "Sedan") im Sinne. Wenn er eine ähnliche Operation wie Manstein im Blick gehabt hätte, warum wurden die dt. Panzerverbände von ihm immer wieder abgebremst?

Quelle: Blitzkrieg-Legende : der Westfeldzug 1940 / von Karl-Heinz Frieser. - München : Oldenbourg, 1995. - XXII, 474 S. : Ill., graph. Darst., Kt.; (dt.) (Operationen des Zweiten Weltkrieges ; 2) - ISBN 3-486-56124-3
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