Spitzbergen

Etwa auf halbem Weg zwischen dem Nordkap und dem Nordpol liegt in einer der nebligsten Regionen der Arktis die Inselgruppe Spitzbergen, die norwegisches Hoheitsgebiet ist. Die Hauptinsel Westspitzbergen ist im Jahr 1940 von etwa 1300 Norwegern und 2000 Russen bewohnt. 

In den Morgenstunden des 25. August 1941 taucht vor Westspitzbergen ein Verband britischer Kriegsschiffe auf, bestehend aus 2 Kreuzern, 3 Zerstörern und dem britischen ehem. Luxusdampfer Empress of Canada, der seit Kriegsausbruch als Truppentransporter dient. Wider Erwarten ist die Insel von deutschen Soldaten nicht besetzt. Den überraschten Inselbewohnern wird mitgeteilt, dass sie innerhalb von 9 Stunden evakuiert werden sollen. Gleichzeitig beginnen Pioniere damit, die gesamte wirtschaftl. Infrastruktur zu vernichten: sämtliche Bergwerksanlagen und -maschinen werden zerstört, die Kohlehalden mit Benzin übergossen und angezündet, die Gleise der Feldbahn auseinandergerissen, das Elektrizitätswerk und alle Telegrafenmasten gesprengt.

Erst Tage später erfahren die Deutschen von dem Vorstoß der Briten. Nachdem die norwegische Wetterstation auf Spitzbergen ebenso wie eine zweite Station auf der Bären-Insel nicht mehr sendet, entschließt sich das Oberkommando der deutschen Wehrmacht, eigene Wetterstationen in der Arktis zu errichten. Die Luftwaffe fliegt bereits am 25. September 1941 eine Gruppe von 10 Meteorologen in die Nähe von Longyearbyen. Der Wettertrupp, der aus der Luft versorgt wird, wird im Juni 1942 von einem Flugzeug zurückgeholt.

Unternehmen Knospe (1941-1942)

Anfang Oktober 1941 richtet auch die deutsche Kriegsmarine eine Wetterstation auf Spitzbergen ein. 2 deutsche Schiffe bringen die Gruppe von Meteorologen in die Bucht von Signehamma auf Spitzbergen. Das nach dem Namen des wissenschaftlichen Einsatzleiters, Prof. Hans Knöspel, benannte »Unternehmen Knospe« sorgt im Winter 1941/1942 für die Einrichtung und den Betrieb  automatischer Wetterstationen und wird Ende Juni 1942 auf dem Luftweg nach Norwegen zurückgeholt. Die automatischen Wetterstationen können bis zu 9 Monaten ohne jede Wartung arbeiten. Jedes der Geräte funkt täglich zu einer bestimmten Zeit über mehrere Tausend Kilometer hinweg die Daten  über Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck sowie der Stärke und Richtung des Windes an seinem Standort. 

Unternehmen Nußbaum (1942-1943)

Im Herbst 1942 stellt die Kriegsmarine einen neuen Wettertrupp zusammen, der in Signehamma in die verlassene Station Knospe übernehmen soll. Wissenschaftlicher Leiter des Unternehmens ist der Meteorologe Dr. Franz Nusser. Die Männer werden mit einem U-Boot nach Spitzbergen gebracht. Der »Wettertrupp Nußbaum« macht den ganzen Winter hindurch ungestört seine Wettermeldungen, bis die Männer am 20. Juni 1943 entdecken, dass sich ein alliiertes Kommando in der Bucht von Signehamma befindet. Nachdem die Deutschen ihre Heimatstation in Norwegen alarmiert und sich fast 2 Monate lang in einem Versteck aufgehalten haben, holt ein U-Boot den »Wettertrupp Nußbaum« im September 1943 nach Tromsö zurück.

Unternehmen Sizilien (1943)

Am Morgen des 7. September 1943 fängt die norw.-brit. Funkstation auf Spitzbergen einen Funkspruch auf, dem zu entnehmen ist, dass sich 2 schwere Kreuzer und 6 Zerstörer im Anmarsch befinden. Da ein englisches Geschwader von dieser Größe erwartet wird, ist dies keine Überraschung. Erst als die Schiffe am Horizont auftauchen und das Feuer eröffnen, wird klar, dass es sich um einen deutschen Verband handelt. Es sind 2 Schlachtschiffe, Tirpitz und Scharnhorst sowie 9 Zerstörer Wieder brennt Barentsberg lichterloh. Die Norweger retten sich in die Berge. Deutsche Sprengtrupps kommen an Land, vernichten die Wetterstation und das E-Werk, stecken die Holzhalden in Brand und zerstören die Förderanlagen. Nach wenigen Stunden ist die Operation beendet.

Am 19. Oktober setzt der US Kreuzer Tuscaloosa mit 4 Zerstörern norwegische Truppeneinheiten ab, um den Stützpunkt wieder herzustellen. Schon im Winter 1943 steht die Wetterstation der Alliierten wieder.

Unternehmen Kreuzritter (1943-1944)

Im November 1943 bringt der Fischdampfer Carl J. Busch einen neuen deutschen Wettertrupp unter der Leitung des Meteorologen Dr. Knöspel in den Liefdel-Fjord an der Nordküste Spitzbergens. Laufend versorgt von der Luftwaffe macht der Wettertrupp von Dezember 1943 bis Juli 1944 seine täglichen Meldungen. Im Juli erscheint ein U-Boot, um die Männer zurück nach Norwegen zu holen. Bei Selbstzerstörung der Station geht eine Sprengladung vorzeitig hoch und zerreißt den Leiter der Expedition. Er wird auf der Insel Spitzbergen beerdigt.

Unternehmen Haudegen (1944-1945)

Im August 1944 verläßt ein Wettertrupp unter Leitung des Meteorologen Dr. Wilhelm Dege an Bord des Fischdampfers Carl J. Busch und unter Begleitung eines U-Bootes Narvik mit Ziel Spitzbergen. Dabei prallt das voraus laufende U 354 auf den kanad. Flugzeugträger Nabob, der zur Deckungsgruppe des Geleitzuges JW.59 gehört, beschädigt ihn so schwer, dass er während des Krieges nicht mehr repariert werden kann, und geht bei der Geleitzugschlacht 2 Tage später selber verloren. Der Fischdampfer kann sich nach Narvik zurückziehen.

Im September läuft der Wettertrupp im Geleit des U-Bootes Herrle von Hammerfest nach Spitzbergen. In Höhe der Bären-Insel geraten sie in einen gewaltigen alliierten Geleitzug, können sich diesmal aber trotz einiger Schwierigkeiten entziehen. Auf der Insel Nordostland wird die Wetterstation aufgebaut und tut in den nächsten Monaten ungestört ihren Dienst. Über Funk erfahren die Männer über die Situation in der Heimat und den Zusammenbruch der Front. Erst im August 1945 stellen sie die Anfrage, ob man sie abholen würde. Am 4. September trifft ein norweg. Robbenschläger auf Spitzbergen ein, um den Wettertrupp »Haudegen« abzuholen. Expeditionsleiter Dr. Dege muß dem Kapitän eine gesonderte Kapitulationserklärung unterschreiben. Dies war die Kapitulation der letzten deutschen Einheit des 2. Weltkrieges.