Württembergische Landesbibliothek: Swedenborg-Sammlung

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        War Emanuel Swedenborg ein christlicher Theologe?
        von Eberhard Zwink

        Empört wird jeder echte Swedenborgianer diese Frage mit “selbstverständlich“ beantworten oder als unzutreffend zurückweisen. Deshalb mag präzisiert werden:

        War Emanuel Swedenborgs Theologie schon von Anfang eine christliche Lehre?

        Die These, Swedenborg war nicht, er geriet zum christlichen Theologen, soll im folgenden eine Basis bekommen. Das Christologische im engeren Sinne sei in sein theologisches System durch äußere, biographische Gegebenheiten nachträglich hinzugefügt worden. Seine Theologie sei abendländische Theosophie mit christlichen Elementen.


        1. Swedenborg und die Bibel

        Reduziert man Swedenborgs Lehrgebäude, seine systematische Theologie, auf einige Kernaussagen, dann ergibt sich mit Sicherheit, daß er einen modifizierten Protestantismus gelehrt hat, der sich an den traditionellen kirchlichen Loci (theologischen Lehrsätzen) orientiert. Dabei werden von ihm manche dieser Lehrsätze in Opposition zum herrschenden Protestantismus definiert.

        Swedenborg hat nichts Voraussetzungsloses verlautbaren lassen, wiewohl es von ihm selbst Aussagen gibt, wie die folgende:

        “Aus dem Buchstabensinn erkennt man durchaus nichts anderes, als daß von der Schöpfung der Welt und vom Garten Eden die Rede ist, der das Paradies genannt wird, dann von Adam als dem erstgeschaffenen Menschen. Wer ahnt wohl etwas anderes? Daß es aber Geheimnisse enthält, die noch nie geoffenbart worden sind, wird aus dem folgenden hinlänglich klar werden ...

        Kein Sterblicher kann aber je wissen, daß dem so ist, außer aus dem Herrn. Daher mag vorläufig kund werden, daß vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn mir [E. Swedenborg] vergönnt worden ist, schon einige Jahre lang fortwährend und ununterbrochen im Umgang mit Geistern und Engeln zu leben, sie reden zu hören und wieder mit ihnen zu reden. Daher sind mir im anderen Leben staunenswerte Dinge zu hören und zu sehen gegeben worden, die nie zu eines Menschen Kenntnis, noch in seine Vorstellung gekommen sind“.1

        Schon andere haben in der Kirchengeschichte dem Alten Testament einen Hintersinn entlockt, eine allegorische Auslegung gewagt. Das ist im Ansatz nichts Neues. Neu bei Swedenborg ist die konsequente, wissenschaftlich-rationale Anwendung der Entsprechungslehre auf die Heilige Schrift.

        Sowohl der Protestantismus in seiner schon im 18. Jahrhundert vielfältigen Ausprägung, als auch Swedenborg erkennen die absolute Wahrheit der Heiligen Schrift an, die ihren Ursprung in göttlicher Inspiration, ja sogar in der Verbalinspiration habe, dem Wort für Wort geoffenbarten Text. Die Bibel bedarf - und jetzt kommt der neukirchliche Vorbehalt -“allerdings“ der durch Neuoffenbarung gewonnenen Auslegung des in ihr verborgenen, „inneren“ Sinnes.

        Das zweite “allerdings“ richtet sich auf die von Swedenborg vorgenommene Auswahl von inspirierten und prophetischen Schriften, die nun - neukirchlich - den traditionellen Kanon, namentlich im Neuen Testament, einengen. Die im Protestantismus sonst ganz oben stehenden Apostelbriefe, vor allem die Briefe des Heidenmissionars und Begründers des Weltchristentums Paulus (Römerbrief, Korintherbriefe, Galaterbrief etc.) treten bei Swedenborg als bereits zur Kirchengeschichte gehörig zurück, ja verlieren faktisch ihren Wahrheitsanspruch schon dadurch, daß sie in Swedenborgs Riesen-Oeuvre kaum beachtet und zitiert werden.

        Erst wegen des Reichstagsprozesses von 1771, der sich schon 1767 angekündigt hatte, war Swedenborg gezwungen, eine systematische Lehre vorzulegen, die vordringlich dazu dienen sollte, die Übereinstimmung der Wahrheit seiner Lehre mit der Heiligen Schrift zu beweisen. Und es galt, insbesondere die orthodoxen Lutheraner zu überzeugen. Das Alterswerk „Vera Christiana Religio“2 („Die Wahre Christliche Religion“) von 1771 lehnt sich im Aufbau an die traditionelle lutherische Dogmatik an. In diesem Werk werden unverhältnismäßig oft Zitate aus den Briefen des Apostels Paulus herangezogen.3 Und auf dem Titelblatt folgt nach der Verfasserangabe „ab Emanuele Swedenborg“ nahezu programmatisch „Domini Jesu Christi servo“ („von Emanuel Swedenborg, einem Knecht des Herrn Jesus Christus“).

        Swedenborg scheidet - abgesehen von seinem letzten Werk - mit Absicht nicht nur die allerersten heiligen Schriften der Christenheit, sondern auch die fundamentalen und sonst konstitutiven Quellen zur Christologie aus, er entzieht damit - das als pure Feststellung - der Lehre vom Menschwerden Gottes, vom Verhältnis des irdischen Jesus zum inkarnierten Christus sowie zum Kreuzestod und zur leiblichen Auferstehung einen Teil der biblischen Referenz. Christologisches hat Swedenborg demnach aus den Evangelien allein, namentlich aus dem Johannesevangelium4 und der Offenbarung des Johannes, der Apokalypse, schließlich aus den Präfigurationen (Vorausdeutungen) des Alten Testaments.

        Die These, ob Swedenborg ein genuin christlicher Theologe gewesen sei, muß also biographisch erörtert werden, nämlich wie der Naturforscher Swedenborg zum Theologen bzw. Theosophen wurde. Sein Weg war ja ein besonderer. Der Einwand, er sei schließlich ein auserwählter Visionär gewesen und habe nicht anders gekonnt, ist zwar immer richtig, kann aber nicht verhindern, Swedenborgs schriftliche Hinterlassenschaften auf eine Entwicklung hin zu untersuchen.

        Am Anfang seiner zu Lebzeiten vorgenommenen theologischen Veröffentlichungen steht das von 1749 bis 1756 erschienene exegetische Riesenwerk, die “Arcana coelestia“5 („Himmlische Geheimnisse“), wie sie ihm eröffnet wurden. 1758 befaßte er sich u.a. mit den Ergebnissen seiner “Visionen“ und schrieb die große Himmelssystematik “De coelo et ejus mirabilibus et de inferno“ (“Himmel und Hölle“) mit dem Untertitel “aus Gehörtem und Gesehenem“ (“ex auditis et visis“) 6. Man geht mit dem Zusatz dieses seines bekanntesten Buches gerne sorglos um, ohne dabei zu bedenken, daß dem auf Gesprochenes Hören, den Auditionen, vor dem Sehen, den Visionen der geistigen und himmlischen Zustände, der Vorrang eingeräumt wird. Die protestantische Präferenz des Wortes wird hier deutlich (“Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ - Joh 20,29). Swedenborg war der große Hörer, erst dann der Seher. (Dennoch wird der Einfachheit halber und aus Gewohnheit weiterhin von „Visionen“ gesprochen werden, auch wenn implizit beide Offenbarungswege gemeint sind.)

        Noch deutlicher wird dies bei einem in demselben Jahr (1758) erschienenen Werk „De Nova Hierosolyma et ejus doctrina coelesti“7 („Das Neue Jerusalem und seine himmlische Lehre“). Dort heißt es im Zusatz lapidar: „ex auditis e coelo“ („aus dem vom Himmel Gehörten“). Diese kurze Lehre, das Resümee nach den „Arcana Coelestia“, ist nun wirklich ganz auf das Wort konzentriert.

        Die enge Beziehung zum Wort und zur Schrift war Swedenborg schon immer eigen. Bereits als junger Mann - besonders zwischen 1700 und 1722 - verfaßte er zahlreiche lateinische Dichtungen.8 Sein Latein ist makellos.

        Doch unterscheidet sich auf den ersten Blick der Naturforscher und schwedische Bergwerksassessor nicht von den anderen Größen seiner Zeit wie Isaac Newton, Gottfried Wilhelm Leibniz, Christian Wolff, Friedrich Christoph Oetinger u.a., eigentlich auch nicht dadurch, daß ihm amerikanische Forscher heute zusammen mit Johann Wolfgang von Goethe, Gottfried Wilhelm Leibniz und John Stuart Mill den höchsten Intelligenzquotienten9 der Weltgeschichte zubilligen, wie auch immer so etwas gemessen wird.

        Der Naturforscher und Naturphilosoph hatte noch 1734 ein großes Opus über die Zusammenhänge der physischen Welt in drei würdigen Foliobänden10 erscheinen lassen. Ungewöhnlich in seiner Biographie ist jedoch Mitte der vierziger Jahre die Hinwendung zum literarischen Lobpreis der Schöpfung in “De cultu et amore Dei“11 („Über die Anbetung und die Liebe zu Gott“). Das Werk erinnert stark an John Miltons „Paradise lost.“

        Mit philosophischen und wissenschaftlichen Methoden, weder denen der Spekulation, noch denen des Experiments, war in dieser Lebensphase dem Problem der Weltentstehung und Weltschöpfung nicht (mehr) beizukommen: Poesie als Mittel gegen die Resignation?


        2. Das Alte Testament hat den Vorrang

        Und dann griff Swedenborg weitere Themen des Alten Testaments auf. In der Königlichen Akademie Stockholm ist ein Autograph von 1746 erhalten mit dem Titel “Explicatio in Verbum historicum Veteris Testamenti“ bzw. “Adversaria in libros Veteris Testamenti“. Das sind Vorarbeiten zu den späteren endgültigen “Arcana Coelestia“. Mit den ersten wissenschaftlichen Gehversuchen im Alten Testament entstand ein wichtiges Hilfsmittel für die Systematik seiner Korrespondenzlehre: Schon 1742 hatte er einen Glossar der korrespondierenden Begriffe verfaßt: “Clavis hieroglyphica arcanorum naturalium et spiritualium“ („Schlüssel zur Bilderschrift der natürlichen und geistigen Geheimnisse“). Parallel dazu liefen noch die physiologischen Forschungen, wie sie sich beispielsweise im “Regnum animale“ („Das Tierreich“) u.a. niederschlugen.

        Korrespondenzlehre und Altes Testament begleiteten ihn in der von Träumen durchsetzten Zeit von 1744 bis 1747. Dann folgten die inhaltsreichen Auditionen und Visionen während der Abfassung der “Arcana coelestia“.


        3. Die „Berufungsvisionen“ und ihre relative Bedeutung

        Seltsam, dem Verfasser haben die beiden variierenden sog. “Berufungsvisionen“ von 1745 nie so recht behagt. Fragwürdig sind solche Berichte allemal, wenn sie postum von Freunden oder Epigonen der Nachwelt als authentisch überliefert werden.

        Jedem Kenner der Biographie Luthers ist das sog. Turmerlebnis bekannt. Es ist darin die Rede von der plötzlichen Einsicht des Reformators in den Zusammenhang von Glauben und Rechtfertigung nach Rm 1,17, als er über dem Römerbrief meditierend in seinem Turmzimmer des Schwarzen Klosters zu Wittenberg saß.12 Wichtig für die Phänomenologie einer solchen Berufung oder Erleuchtung ist die Tatsache, daß Luther erst 1545, kaum ein Jahr vor seinem Tod, im Vorwort der ersten lateinischen Gesamtausgabe seiner Werke davon berichtet. Es gibt also bei Luther auch keinen zeitgenössischen Text seiner (plötzlichen) Erleuchtung.13

        Zu Swedenborg konkurrieren zwei Berichte: Derjenige des Freundes Carl Robsahm besteht aus zwei Teilen und enthält die eigentliche Berufungsgeschichte. Swedenborg selbst hinterläßt in den Aufzeichnungen seines “Diarium Spirituale“, seines „Geistlichen Tagebuches“, aus dem Jahr 1747 eine annehmbarere Variante des Reinigungserlebnisses, ohne daß sich daran aber ein ausgesprochener Berufungsbericht anschließen würde:

        “Um Mittag beim Essen sprach mit mir ein Engel, der bei mir war, daß ich bei Tisch nicht zu sehr dem Bauche frönen sollte. Dann war es mir genau, wie wenn ein Dunst aus den Poren meines Körpers ausströmte, wie ein Wasserdampf der deutlich sichtbar war und auf den Boden niedersank; dort erschien ein Teppich, auf dem sich der Dunst sammelte und sich in allerlei Würmer verwandelte, die auf dem Tische sich versammelten und augenblicklich mit einem Knall verbrannten. Ein feuriges Licht erschien dann an der Stelle und ein Knistern wurde hörbar. Es war mir, als ob so alle Würmer, die aus unmäßigem Appetit erzeugt werden können, ausgestoßen und verbrannt worden seien und ich jetzt von denselben gereinigt sei. Daraus kann man ersehen, was die üppige Lebensart und dergleichen in sich schließt. April 1745“.14

        In der Handschrift, die im 19. Jahrhundert Johann Friedrich Immanuel Tafel und neuerdings Durban Odhner philologisch genau herausgegeben haben, ist dieses Visionserlebnis nicht besonders ausgezeichnet und trägt in der Quelle auch nicht den Charakter des Einmaligen.

        Verführerisch waren sicher die Stellen im „Traumtagebuch“, wo Swedenborg von Christuserscheinungen ein Jahr vor dem Fixum April 1745 berichtet:

        “Zeitweilig konnte ich meine Gedanken nicht sammeln, um sie auf Christus zu richten, den ich gesehen habe, wenngleich nur kurze Zeit. Die Bewegung und Macht des Geistes kam derart über mich, daß ich lieber verrückt geworden wäre ...“15 So schrieb er am 9. April 1744. Unter dem 13.-14. April lesen wir im Traumtagebuch: “Während des ganzen Tages befand ich mich in doppelten Gedanken, die das Geistige wie durch Spott zerstören wollten, und deshalb empfand ich diese Versuchung als besonders stark. Durch die Gnade des Geistes wurden meine Gedanken dazu gebracht, sich auf einen Baum, auf das Kreuz Christi und dann auf die Kreuzigung Christi zu richten.“16

        Aus dem Zusammenhang genommen sind dies Ansätze von Erleuchtung, ja von Mystik. Später hat man solche Worte von Swedenborg kaum mehr gehört. Die mystischen Erlebnisse wichen den visionären Erfahrungen. Doch man lese die Stellen in ihrem Kontext. Im Traumtagebuch berichtet ein reuiger Sünder, der sexuelle Träume mit allen Konsequenzen hatte, sich der Vorgänge hinterher schämt und Christus um Vergebung bittet, daß er den Versuchungen nicht widerstanden habe:

        “In Unreinheit flehte ich um Jesu Christi Barmherzigkeit.“17 Hier spricht kein Visionär, der seinerseits belehrt, sondern ein Sünder, der einen Ausweg, der Gnade sucht.

        Der Begriff der Gnade, der im Traumtagebuch des öfteren vorkommt, verschwindet später bei Swedenborg beinahe. Er läßt 1743/44 noch die konventionelle lutherische Theologie durchschimmern, indem er “Gnade und Barmherzigkeit“ zitiert.

        Bezeichnend ist dies für den Streit zwischen überkommenem Glauben und naturwissenschaftlichem Wissen und Fragen. Die Krise wird enden, indem Swedenborg beides aufgibt: seinen Kinderglauben und seinen diesseits gerichteten, materiellen Wissenschaftsdrang.

        Daß die Nachwelt - nicht unüblich - einen der Visionsberichte mit einer der Legitimationsaussagen Swedenborgs als “Berufungsvision“ in das Jahr 1745 datierte, also an den Anfang der visionären Phase, soll die Swedenborg widerfahrenen Kundgebungen keineswegs schmälern. Fragwürdig ist die Annahme eines ‘plötzlichen’ Wandels allemal, vor dem es doch eine lange Geschichte der Vorbereitung und Hinführung gegeben hat.18


        4. Die Christuserscheinungen und Swedenborgs Konsequenz

        Die Geschichten des irdischen Jesus und die ersten Verkündigungen der Apostel begründen nach konventioneller Auffassung den neuen Bund, das ‘Neue’ Testament. Es ist in griechischer Sprache geschrieben, nämlich für die Bewohner des von Paulus missionierten Ostmittelmeerraumes. Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre vielleicht eine semitisch-aramäische Version auf uns überkommen. Man hat jedoch nirgends gehört, daß Swedenborg jetzt intensiver sein Griechisch gepflegt hätte. Nein, er bereitete die Arbeit mit dem ‘Alten’ Testament vor, vertiefte sein Hebräisch19, das ihm schon von früher her vertraut war. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Rabbi Johan Kemper in Uppsala sein Hebräischlehrer gewesen ist, und zwar schon zu Universitätszeiten 1703-1710.20

        Swedenborg stürzte sich in das Abenteuer, die ersten beiden Mosebücher, Genesis und später Exodus, auszulegen, wobei er zahlreiche Bibelstellen zitiert und dabei, aber selten, die Evangelien und die Johannes-Apokalypse streift.

        Der Registerband der neuen deutschen Ausgabe der “Himmlischen Geheimnisse“21 bringt auf 183 Seiten einen “Bibelstellenindex“. Davon sind nur 30 Seiten, also nur ein Sechstel, neutestamentliche Zitate, sechs Seiten davon aus der Offenbarung.

        Der Name “Jesus Christus“ kommt laut Register außerhalb von Bibelzitaten in den Paragraphen 3004-3010, wo Swedenborg die beiden Namensbestandteile als dem Guten und Wahren zuordnet, und in 9809 vor. Der elektronische Zugriff22 auf die Volltextversion ermöglicht das Auffinden weiterer Stellen:

        Dabei zeigt sich deutlich, daß es Swedenborg um wenige spezielle Themen geht:

        In den ersten Paragraphen wird dreimal auf eine Jesusgeschichte, bzw. ein Gleichnis Jesu Bezug genommen, und zwar im Zusammenhang mit dem Guten und Wahren, in 870 auf die Taube, die bei der Taufe auf Jesus herabkam, in 885 auf den verdorrten Feigenbaum und in 1171 und 4262 auf die Geschenke der Drei Könige. Paragraph 4763 handelt vom Zerreißen der Kleider durch den Hohenpriester.

        Den Namen Jesus, der auf den Erlöser und Heiland der Welt hindeutet, erklären die Nummern 14, 2026, 8543, 9809: Jesus als erster Namensteil bilde das Gute ab (3900, 5502, 8625, 9806), Christus hingegen das Wahre (3353, 3900, 3960, 8625, 9806). In 3898 ist vom Gericht die Rede. Die Namen zusammengenommen stehen für die göttliche Ehe aus Gutem und Wahrem (14, 3960, 5502, 8875). Eine weitaus größere Zahl nimmt die Gleichsetzung des hebräischen Begriffes Messias (jycm) mit dem griechischen Christos (Xristo/j) ein (2520, 2708, 3481, 4595, 4670, 4692, 4769, 4973, 6752, 8543, 9144, 9806, 9809, 9954, 9954, 10707).

        Die als zentral und konstitutiv für Swedenborgs ganze Theologie geltende Einpersonenlehre, nämlich der „Herr“ im Alten Testament (hwhy = Jahwe - fälschlich Jehova -, ku/rioj, dominus) sei auch der ku/rioj im Neuen, nämlich Jesus Christus, kommt in Verbindung mit der Namensnennung “Christus“ nur vor in 2596, 10125 und 10750.

        Ein konzentrierter systematischer Abschnitt über die Lehre des Mensch gewordenen Herrn befindet sich befremdlicherweise erst in den letzten Paragraphen 10815 bis 10831. Damit enden die Arcana Coelestia. Man mag dies als erzwungenes Anhängsel oder als Brücke zu weiterer Entwicklung deuten. Swedenborg leitet seine Christologie aus dem Alten Testament ab und wendet sich erst dann den Belegen im Neuen zu, nicht umgekehrt. Kreuz und Auferstehung spielen außer in dem besagten Schlußabschnitt überhaupt keine Rolle.

        Der historische Jesus lebte als Jude in jüdischer Tradition, lehrte als Rabbi mit umfangreichem traditionellem Wissen und Schriftverstand. Er predigte auf dieser Basis, ohne etwas gänzlich geschichtslos Neues zu verkündigen.

        Erst mit der Auferstehung beginnt das Neue, die synoptischen Evangelien vor der Auferstehung gehören sozusagen noch zum Alten Testament, sie sind jüdisch-jesuanisch, während erst die folgenden Schriften das eigentliche Christentum begründen, insbesondere die Briefe. Das Johannesevangelium, aus dem Swedenborg seine Lehre von der Verherrlichung des Menschlichen23 zieht, und die Offenbarung, mit der er sich erst 1759 einläßt24, nehmen eine Sonderstellung, besser: eine Zwischenstellung ein.

        Folglich entfällt bei Swedenborg - wohlgemerkt nur inhaltlich, nicht formal - die Unterscheidung nach Altem und Neuem Testament. Er steht damit im weiteren Umfeld des strengen Inspirationsglaubens, was für seine Zeit noch nicht ungewöhnlich war.

        Der Protestantismus war sich mit der aus dem Mittelalter überkommenen Auffassung von der historischen Abfolge der beiden Testamente einig: die alttestamentlichen



        Präfiguration (Vorausdeutung) alttestamentlichen Geschehens auf die künftigen Christusereignisse:

        Links: Josef wird von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen (Gen 37,21ff.)

        Rechts: Das Meeresuntier wartet darauf, Jona zu verschlingen (Jona 1,15; 2,1)

        Mitte: Jesus wird ins Grab gelegt (Mt 27,60par)

        Aus: „Biblia pauperum“ : Faksimileausgabe des vierzigblättrigen Armenbibel-Blockbuches in der Bibliothek der Erzdiözese Esztergom. Hanau 1967



        Geschichten waren Vorausdeutungen der Jesusereignisse, Verheißungen einer sich in Jesus Christus vollziehenden Erfüllung. Sehr anschaulich wird dies in den spätmittelalterlichen Handschriften und Blockbüchern der sog. “Biblia Pauperum“.



        5. Swedenborgs Begriff von „Kirche“ als Zentrum der Bibel

        Für Swedenborg ist die Bibel eine durchgängige Einheit, die ihre Kohärenz nicht durch die zeitliche Abfolge der Heilsgeschichte erfährt, sondern aus dem Verhältnis des Buchstabensinns zu einem geistigen Sinn, der sich meistens auf die spirituellen Zustände der “Kirche“ oder des einzelnen Menschen bezieht, den Swedenborg gerne auch als „Kirche“ bezeichnet. Die Menschheitsgeschichte und damit die „Kirchengeschichte“ gehen nicht auf das Heilsereignis Kreuz und Auferstehung zu, sondern auf die Entwicklung, ja die Fehlentwicklung einer je “Alten Kirche“, die durch ein Gericht sich wandeln muß zu einer “Neuen Kirche“, die letztlich das verkündigte “Neue Jerusalem“ versinnbildlicht.

        Gemeinhin ist dort Kirche25 (ecclesia - e)kklhsi/a - in alttestamentlicher Tradition:

        hwhy lhq = qahal Jahwe), berufene Gemeinde des Herrn, wo - evangelisch-lutherisch - “das Evangelium rein geprediget und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden.“26 Oder “Kirche“ ist nach katholischer Dogmatik: “ … in Jesus Christus das Sakrament, d.h. das Zeichen und Werkzeug des universalen Heils der Menschheit.“27

        Gemeinsam ist den traditionellen christlichen Lehren, daß sich das engere Kirchenverständnis und das daraus abgeleitete kirchliche Geschehen auf die Person Christi gründen, auf ihn als den Verkündigenden und Verkündigten, insbesondere nach Mt 16,18 bzw. Joh 20,21-23 auf ihn als den Kirchenstifter. Der Stiftungsprozeß findet seinen Abschluß im Pfingstwunder (Apg 2).28

        Swedenborg faßt den Kirchenbegriff weiter. Er teilt die Menschheitsgeschichte seit Adam und Eva in gewisse Perioden ein, die er „Kirchen“ nennt. In den sich ablösenden Kirchen ist zwar eine gewisse Hinführung an das Christusgeschehen auf Golgatha erkennbar, es wird aber in einen größeren Gesamtzusammenhang gestellt und in seiner Bedeutung relativiert, da es am Ende einer jeden Periode zu einem wie auch immer gearteten Reinigungsprozess (“Gericht“) kommt. In der folgenden „Kirche“ nimmt das Böse jedoch wieder überhand, wodurch ein nächstes Gericht erzwungen wird:

        „Sowohl aus dem historischen als auch aus dem prophetischen Teil des Wortes, besonders aber aus Daniel geht hervor, daß es nach der Schöpfung auf dieser Erde im allgemeinen vier Kirchen gegeben hat, von denen immer die eine die andere ablöste. Bei Daniel werden diese vier Kirchen im zweiten Kapitel durch jene Bildsäule beschrieben, die dem König Nebukadnezar im Traum erschien, und hernach im siebten Kapitel durch die vier aus dem Meer heraufsteigenden Tiere. Die erste Kirche, wir wollen sie als die älteste bezeichnen, bestand vor der Sintflut; ihr Ende oder Ausgang wird durch die Sintflut beschrieben. Die zweite Kirche, wir wollen sie die alte Kirche nennen, erstreckte sich über Asien und einen Teil von Afrika; sie wurde vollendet und ging unter durch Götzendienst. Die dritte Kirche war die israelitische; sie begann mit der Verkündigung der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai, setzte sich fort durch das von Moses und den Propheten geschriebene Wort und wurde vollendet bzw. kam zu Ende durch die Entweihung des Wortes; diese aber erreichte ihren Gipfel zu der Zeit, als der Herr in die Welt kam, weshalb sie Ihn, der das Wort selbst war, kreuzigten. Die vierte Kirche ist die christliche, vom Herrn durch die Evangelisten und Apostel gegründet. Sie durchlief zwei Epochen, die erste von der Zeit des Herrn bis zum Konzil von Nicäa, die zweite von da an bis auf den heutigen Tag ...“ 29


        6. Erbsünde und freier Wille

        Mit der geschichtstheologischen Gleichsetzung von Geschichtsperiode und Kirche verliert die Begründung und Einsetzung von Kirche durch den irdischen Jesus nach Mt 16,18f. bzw. Joh 20,21-23 an Gewicht. Dadurch gewinnt aber die heilsgeschichtliche Abfolge eine gewisse Regelmäßigkeit. Damit das Gericht eintreten kann, ist eine Verschlechterung des Kirchenzustandes unausweichlich. Das Böse wird konstitutiv für die Geschichte.

        Kirche ist bei Swedenborg überhaupt der Zustand der Beziehung ‘der’ Menschen und ‘des’ Menschen zu Gott. Kirche ist ein kollektiver und ein individueller Begriff. Swedenborg verwirft die Erbsündenlehre, wie sie Augustinus pointiert hat; relativiert wurde sie im Katholizismus, sodann hat sie der Protestantismus verabsolutiert30 und zur Grundlage der Rechtfertigungslehre gemacht. Swedenborg, der sich von der protestantischen Anthropologie entfernt, beläßt dem Menschen seinen freien Willen31 und definiert ihn als verantwortliches Individuum, als “Aufnahmegefäß“32 für den Einfluß (influx) des Göttlichen. Er lehrt somit eine synergistische Variante der Gnadenlehre.

        In den „Arcana Coelestia“ äußert sich Swedenborg zur Erbsünde folgendermaßen:

        „Das angeerbte Böse hat seinen Ursprung von den Eltern eines jeden und von den Eltern der Eltern oder den Großvätern und Urgroßvätern der Reihe nach. Alles Böse, das dieselben während ihres wirklichen Lebens sich erworben haben, so daß es durch häufige Übung oder Gewohnheit gleichsam zur anderen Natur wurde, wird übergeleitet auf die Kinder und wird ihr Erbliches, zugleich mit dem, was den Eltern eingepflanzt war von ihren Großvätern und Urgroßvätern. Das angeerbte Böse vom Vater ist mehr innerlich, und das angeerbte Böse von der Mutter mehr äußerlich. Jenes kann nicht leicht ausgerottet werden, bei diesem aber ist es möglich. Wenn der Mensch wiedergeboren wird, alsdann wird das angeerbte Böse von den nächsten Vorfahren ausgerottet, aber bei denen, die nicht wiedergeboren werden oder wiedergeboren werden können, bleibt es. Dies ist nun das Erbböse.“33 Folglich eröffnet sich bei Swedenborg ein endgültiger Ausweg aus der Sündhaftigkeit durch die Wiedergeburt, das innere, spirituelle Wachstum, das im Protestantismus sonst nur gnadenhaft erlangt werden kann.

        Erbsünde (in der Übersetzung von Friedemann Horn: „Erbböses“) im kollektiven Sinne besteht aber andererseits indirekt doch, wenn die Menschheit - wie die Perioden der Heilsgeschichte lehren - gar nicht anders kann, als das Böse die Oberhand gewinnen zu lassen und sich dem Gericht auszuliefern, zumal das Gericht in der Heiligen Schrift allenthalben vorausgesagt ist. Die Besonderheit des swedenborgischen Ansatzes besteht darin, daß er im Diesseits nur den einzelnen in den Blick nimmt, von dem er sagt, daß er sich durch sein Verhalten - wider die Zehn Gebote oder auch gemäß ihnen, aber ohne den rechten Glauben - selbst richte. In der geistigen Welt allerdings sieht er das Individuum vergesellschaftet mit Gleichgesinnten, mit Schicksalsgenossen, die dem entsprechenden Himmelsgrad zugewiesen sind. Da diese Gesellschaften aus dem Geistigen ins Diesseits wirken, gibt es doch eine Art kollektiver Sünde, die mit dem Menschenschicksal verwoben ist. Christologisch-soteriologisch gesehen fehlt nun das gnadenhafte Erlösungsmoment gänzlich. Der liebende Vatergott des Neuen Testaments schickt gnadenhaft seinen Sohn zur Erlösung. Der swedenborgische Gott, kaum als sich zuwendende Person, eher als metaphysischer Seinsgrund aus Liebe und Weisheit begriffen, vermittelt dem Menschen seinen Einfluß zu dessen eigener Rechtfertigung, weniger gnadenhaft als in Vorsehung („providentia“) auf einen kosmischen Endzweck („usus“) hin.

        Zusammengefaßt: Schon an den grundsätzlichen Erwägungen zu den Begriffen Bibel, Kirche, Gericht wird deutlich, daß die Christologie bei Swedenborg - wenigstens in seinen theologischen Ansätzen und bei seinen ersten “Gehversuchen“ - keine zentrale, keine bestimmende Rolle spielt.


        7. Spiritueller Sinn und Kabbala

        Es bleibt bei der Tatsache, daß sich Swedenborg nach den sog. Christusvisionen unvermittelt und mit aller Kraft auf die “Arcana coelestia“, die Auslegung der beiden ersten Bücher des Alten Testaments, konzentrierte, seine bürgerliche Lebensstellung aufgab und elf Jahre lang nur schrieb, Visionen empfing und schrieb und schrieb.

        Die biblische Urgeschichte, Genesis 1-11, erzählt von der Schöpfung, den ersten Menschen im Paradies, vom Sündenfall und der daraus resultierenden Vertreibung aus dem paradiesischen Zustand, von den ersten Genealogien der Menschheitsabstammung, von Noah und seiner Arche, in der er selbst mit seiner Familie als Repräsentant der Menschheit zusammen mit den Tieren als Keim einer neuen Schöpfung die Sintflut überleben konnte, schließlich vom Turmbau zu Babel. All dies hat die Theologen der letzten 2000 Jahre auf den Plan gerufen, dem Sinn dieser eigenartig aneinandergereihten Erzählungen gerecht zu werden. Manche von ihnen haben die Augen verschlossen, um allen naturwissenschaftlichen Ergebnissen zum Trotz den Buchstabensinn der ersten Erzählungen zu verteidigen. Daß die Wortwörtlichkeit nicht lange bestehen kann, erhellt schon daraus, daß sich eine Familie, die nur zwei Söhne hat, schlecht fortpflanzen kann. Der unverrückbare Glaube an die Buchstäblichkeit führte beispielsweise zu dem neuerdings in Amerika wuchernden unsäglichen „Kreationismus“.

        Andere haben versucht und sind immer noch dabei, die Mythen mit den Vorstellungen des jeweils herrschenden Weltbildes in Einklang zu bringen. So entstand bereits im hellenistischen Judentum, zuerst bei Philo von Alexandria, sodann bei den christlichen alexandrinischen Theologen, namentlich bei Origenes34, die sog. „Allegorische Exegese“, ein Verständnis des Alten Testamentes, in dem das historische Geschehen als ein Bild für geistige Gegebenheiten gesehen wird und sie verständlich machen soll.

        Der Keim solcher Vorstellungen liegt also im Judentum, und dieses bildete auch in den folgenden Jahrhunderten eine neben dem historisch und ethisch (haggadisch und halachisch) ausgerichteten Rabbinismus eine esoterische Geheimlehre aus, die Kabbala. Sie ihrerseits nahm wieder neuplatonische Elemente der Ideenlehre auf.

        Frühere Ansätze sind aber bereits in der Hebräischen Bibel35 selbst zu finden.

        Die Beziehungen zwischen Juden und Christen waren nicht nur von Ausgrenzung, Haß und Vernichtung geprägt, sondern auch von fruchtbarer Symbiose. Einige Vertreter des Christentums, das ja wesentlich aus dem Judentum hervorgegangen ist, übernahmen kabbalistisches Gut und schufen neben der offiziellen Kirchenlehre jedweder Konfession eine esoterische Nebenströmung, die ihrerseits gnostische36 und neuplatonische Elemente erkennen läßt. Die Renaissancephilosophen wie Giovanni Pico della Mirandola oder Marsilio Ficino, der Hebraist Johannes Reuchlin, der Arzt Paracelsus, der Philosoph Agrippa von Nettesheim, der Mystiker Jakob Böhme, der mutmaßliche Begründer der Rosenkreuzerbewegung Johann Valentin Andreä, all die seltsam anmutenden Experten in Hebraistik, Mathematik und Astronomie z.T. auf bibelwissenschaftlichen Lehrstühlen, wie Wilhelm Schickard und sein Freund Johannes Kepler, und die Rosenkreuzer , die Alchemisten, die Freimaurer, später die Okkultisten und Spiritisten, die Theosophen schlechterdings, die genialen jüdischen Entdecker von Weltformeln und Weltmodellen, wie Albert Einstein oder Sigmund Freud etc.; alle haben kabbalistische Züge in ihrem eigenen Denken und ihrer Weltanschauung.

        Wichtige Werke der esoterischen Theologie haben die ersten Bücher der Bibel zum Thema. Davon seien drei genannt.

        1. Die zentrale Quelle der in vielfältigen Ausprägungen und Verzweigungen überkommenen Kabbala ist das Buch „Zohar“37 (rhz = Lichtglanz, der “Morgenglanz der Ewigkeit“). Im Zohar wird die Tora (die Fünf Bücher Mose, der Pentateuch) nach der Art eines jüdischen Midrasch38 erklärt. Er beginnt mit einem Lobpreis auf die Tora und erweist sich damit als in der jüdischen Tradition auch des rabbinisch-talmudischen Judentums verhaftet.

        2. Eines der Hauptwerke des großen deutschen Mystikers Jakob Böhme39 ist das “Mysterium Magnum“40, eine “Erklärung des Wesens aller Wesen“ (Titelblatt von 1730), eine “Erklärung über das Erste Buch Mosis“ (S. 1). Dort heißt es in der “Vorrede des Autoris: Wenn wir betrachten die sichtbare Welt mit ihrem Wesen, und betrachten das Leben der Creaturen: so finden wir daran das Gleichniß der unsichtbaren geistlichen Welt, welche in der sichtbaren Welt verborgen ist, wie die Seele im Leibe ...;“ und weiter zum 1. Kapitel: “Wenn wir wollen die neue ‘Wiedergeburt’ verstehen: was sie ist, und wie sie geschehe...“41

        3. Bei Swedenborg steht zu Anfang der “Arcana Coelestia“: “... wird aus dem folgenden hinlänglich klar werden, und zwar, daß das erste Kapitel der Genesis im inneren Sinn von der neuen Schöpfung des Menschen handelt oder von seiner ‘Wiedergeburt’ im allgemeinen ...“42

        Nicht daß Swedenborg Böhme kopiert hat, natürlich nicht, aber das Umfeld scheint das gleiche zu sein: Die Schöpfungsgeschichte sei demnach nicht nur Naturgeschichte, eine vom physischen Weltbild geprägte Erklärung, wie die Welt entstanden sei und wie es zu den ersten Menschen kam. Beide Autoren, Böhme und Swedenborg, beziehen die Schöpfungsgeschichte auf das Werden des Menschen, nicht nur auf seinen Leib, sondern auf das Wachsen seines Inneren, auf das, was im Abendland unter ‘Wiedergeburt’ verstanden wird. Hierbei sind jedoch alle Vorstellungen von Seelenwanderung, von Reinkarnation auszuschließen. Die Wiederverkörperung paßt bei beiden Theosophen nicht in das System. Es kann in diesem Betrag nicht auf den weiteren Strang in der europäischen Geistesgeschichte eingegangen werden, in dem die Reinkarnation gelehrt wird. Ansätze finden sich in der Kabbala, bei Origenes, bei Lessing, bei Schopenhauer; für die Anthroposophie Rudolf Steiners ist sie konstitutiv.43 ‘Wiedergeburt’ verstehen die Abendländer Böhme und Swedenborg als „Erweckung des Menschen zum Glauben“, als „Heilszueignung“44



        8. Schöpfer und Schöpfung

        Es wurde bereits angedeutet, daß die Bibel selbst kabbalistische Elemente enthalte. Um dies zu verstehen, ist es nötig, sich in aller gebotenen Kürze das Wesen der Kabbala und den Unterschied zwischen ihrer Welt- und Gottesvorstellung und der des traditionellen Judentums und Christentums klar zu machen. M.E. liegt dieser Unterschied zunächst im Schöpfungsbegriff, aus dem sich der Gottesbegriff dann ableiten läßt..

        Alle Kosmogonien (Weltentstehungslehren), ob spekulativ mit Hilfe des eigenen Denkens oder mit Hilfe göttlicher Offenbarungen erstellt, wollen die Tatsache erklären, daß das Absolute, Ewige, Unveränderliche sich auf irgendeine Art entäußert, außer seiner selbst tritt und etwas schafft, das ihm dann gegenübersteht, daß dieses Absolute damit seine Absolutheit aufgibt und sich in Relation begibt, daß vorher “nichts“ (kabbalistisch: }ya = „ayin“) war und nun “etwas“ wird und ist. Alle diese Entwürfe lassen jedoch das Problem ungelöst, wie der Übergang vom Absoluten zum Relativen zu verstehen sei.

        In der abendländischen Geistesgeschichte können wir dennoch zwei Stränge unterscheiden: den einen, der eher eine Trennung von Schöpfer und Geschöpf sieht, und den anderen, der die Einwohnung Gottes in seiner Schöpfung lehrt, die sich in Emanationsstufen meistens von oben nach unten bis zur reinen Geschöpflichkeit verflüchtigen kann. Für letztere Vorstellung hat sich er Begriff Panentheismus45 durchgesetzt, der sich vom plumpen Pantheismus, der Gleichsetzung von Gott und Welt, grundlegend abgrenzt.

        Im Frühjudentum und im nachfolgenden Christentum wird die Vorstellung einer Schöpfung aus dem Nichts begleitet von einem Gottesbild, das den Schöpfer außerhalb seines Werkes existieren läßt, in das “nur“ sein lebenschaffender und lebenerhaltender (Heiliger) Geist einfließt. Daneben bleiben die esoterisch-panentheistischen Vorstellungen bestehen. Der Holzschnitt aus der Kölner Bibel von 1478 läßt Gott (noch) als den vom Himmel herab Segnenden und gleichzeitig den Schöpfenden erscheinen. In der ersten Vollbibel Luthers von 1534 regiert der große und allmächtige Gott ganz außerhalb der Welt.


      Kölner Bibel - Erster frühneuniederdeutscher Bibeldruck 1478: Anonymer Künstler

      Luther-Bibel 1534:
      Monogrammist M.S.



      Das Bild der Trennung konnte, ja mußte zwangsläufig zur extremen Entgöttlichung der Welt, bis zum Atheismus führen, wie die Geschichte der letzten 300 Jahre beweist. Die trinitarische Vorstellung von drei Personen erweist sich dann als konsequent, daß nämlich der Heilige Geist als in der Welt Handelnder von der Person Gottes, vom Schöpfergott, unterschieden ist. Doch die von Gottesferne bedrohte und seit Adam und Eva gefallene Welt bedarf der Erlösung durch göttliche Vermittlung. Dies geschieht im Christentum durch den sich inkarnierenden Sohn, durch seinen Kreuzestod und durch seine Allgegenwart nach der Auferstehung. Besondere Gottesnähe vermitteln die Sakramente, namentlich das Altarsakrament, mit Deutlichkeit das sich ständig wiederholende Messopfer in der Katholischen und Orthodoxen Kirche.


      9. Auferstehung oder Fortleben der Seele?

      Der Distanz zwischen Schöpfung und Schöpfer entspricht auch die frühjüdische (pharisäische) und hernach christliche, insbesondere protestantische Auffassung von der Auferstehung der Toten. Es gibt keine Fortdauer der Seele, ja die Seele ist - monistisch - untrennbar mit dem Leib verbunden und stirbt mit dem Tode ab. Der Künstler M.S. (wir kennen nur dieses Monogramm) hat im Gegensatz zur mittelalterlichen Vorstellung in seinem Schöpfungsbild von 1534 um den Himmel ein verhüllendes „Wolkenband“ gelegt. Keiner weiß, was sich dahinter verbirgt. Nach protestantischer Theologie, besonders derjenigen Karl Barths im 20. Jahrhundert, stirbt der Mensch mit dem Tod vollkommen ab (sog. Ganztodtheologie). Auferstehung ist dann notwendigerweise vollkommene Neuschöpfung des Leibes, eine Verwandlung des Fleisches in einen geistlichen Leib, wie es der ehemalige Pharisäer Paulus antignostisch beispielsweise in 1Kor 15, besonders von V 35 an, und in 2Kor 5, 1ff. lehrt.46 Allerdings steht Paulus in der Naherwartung (Parusie) des Herrn, so daß er vielmehr an einen Übergang, eine Umwandlung glaubt und nicht an eine Neuschöpfung, die erst mit der Parusieverzögerung, dem Ausbleiben der Wiederkunft, theologisch erforderlich wird.


      10. Gott und Mensch - der Urmensch oder „Großmensch“

      In den esoterischen Systemen hingegen lebt - dualistisch - die Seele abgetrennt vom Leib in der geistigen Welt weiter und verbindet sich mit den göttlichen Sphären.

      In dem, was unscharf als Gnosis bezeichnet wird, auch im Neuplatonismus und später in der jüdischen Kabbala nebst der daraus resultierenden abendländischen Esoterik hebt sich eine emanative Gottesvorstellung ab, die der abendländischen Schöpfungsvorstellung widerspricht, ja von ihr bekämpft wird. Die Emanation Gottes, das Ausströmen des Göttlichen über Stufen in die Welt hinein, wird in der Kabbala im Bild von den Zehn Sefirot, den zehn Abglänzen Gottes, am anschaulichsten.

      Das Universum sei ein großer Mensch (}wmdq \da = adam kadmon), in dessen einzelnen Körperteilen sich - je weiter oben um so mehr - das Göttliche manifestiert. Daß man bei einer solchen Emanation nicht direkt dem Gedanken verfällt, es handle sich bei dem einfließenden Gott um eine Person, gar um einen liebenden Vater, liegt auf der Hand, wo doch der Großmensch (s.u.) als solcher “Ebenbild“ Gottes ist, wie Gen 1,26 andeutet.

      Um das Thema Trinität aufzugreifen: Hier haben drei göttliche Personen keinen Platz, die kabbalistische Weltsicht ist absolut monotheistisch und subordinativ. Die innergöttlichen Ausfaltungen in die Sefirot hinein jedoch lassen sich - so auch bei Swedenborg - am ehesten noch mit der Vorstellung der sog. “Perichorese“ in Verbindung bringen. Mit diesem Begriff wird innertrinitarisch der Vorwurf an die überkommene Trinitätslehre, sie postuliere drei Götter, abgewehrt. Es handelt sich dabei um “die gegenseitige Durchdringung u. Einwohnung der drei göttl[ichen] Personen“ .47

      Mit dem Blick auf die esoterische Weltsicht, die eine Verbindung des Göttlichen mit dem Natürlichen und Sichtbaren in Zwischenstufen begreift, sind wir mitten drin in Swedenborgs Voraussetzungen, die ihn nicht nur den strengen Monotheismus, die Verwerfung der Dreipersonenlehre in der Trinität, die Existenz einer geistigen Welt zwischen Gott und Natur behaupten ließen, sondern auch die exakte Korrespondenz des Natürlichen mit dem Geistigen. Die platonischen Ideen, die ihre Konkretion im Diesseits erfahren, das aus dem Corpus hermeticum48 gewonnene “Oben wie unten“, die scholastische “Analogia entis“ eines Thomas von Aquin und schließlich der Verkehr mit der Geisterwelt durch manchen Visionär, zeigt die Richtung auf, in die sich Swedenborg begeben hatte, und - das sei vorweggenommen - aus der er kam.


      Der evangelische Theologe Rolf Umbach, der Swedenborg bei seinen Forschungen bestimmt nicht im Blick hatte, geht in seiner empfehlenswerten Erörterung über die kabbalistische Auslegung des Alten Testaments „Vom Flug der Fische“49 auch auf den Sefirotbaum ein, der in der kabbalistischen Tradition manchmal auch als Menschengestalt begriffen und damit zum Bild wurde, wie in den Urmenschen Adam das Göttliche stufenweise einfließt : „Werfen wir noch einmal einen Blick auf den Sephirotbaum. Es gehört nicht viel Vorstellungskraft dazu, um zu erkennen, daß er nach der Gestalt des Menschen entworfen ist. Kether, Chokmah und Binah, die oberen Sephirot, entsprechen dem Kopf, wobei die Schädeldecke Kether, die Krone, Chokmah und Binah aber der rechten oder der linken Kopfhälfte zugeordnet werden. Hesed [Chesed] und Geburah [Gevurah] wären dann rechter und linker Arm, Tipheret Brustraum und Herz, Nezach und Hod die Hüften, Jesod die Sexualorgane und Malkuth die Füße, das was sich mit der Erde verbindet. Diese in die Schöpfung eingeschriebene Figur ist adam kadmon, der Urmensch. Wir könnten auch sagen: das Schöpfungsurbild, das sich holistisch - wenn auch in unendlicher Verkleinerung - in jedem Gebilde der Schöpfung widerspiegelt und wiederholt.“


      Dem „Größten Menschen“, dem „Homo Maximus“, widmet Swedenborg in den „Arcana Coelestia“ explizit einige Abschnitte, wo es u.a. einleitend heißt:

      „Was der Größte Mensch und was die Entsprechung mit ihm ist, wurde früher gesagt, daß nämlich der Größte Mensch der ganze Himmel ist, also im allgemeinen die Ähnlichkeit und das Bild des Herrn, und daß eine Entsprechung des Göttlichen des Herrn besteht mit den himmlischen und geistigen Dingen daselbst und der dortigen himmlischen und geistigen Dinge mit den natürlichen Dingen in der Welt, und hauptsächlich mit den Dingen, die beim Menschen sind; somit des Göttlichen des Herrn durch den Himmel oder Größten Menschen mit dem Menschen und mit dem Einzelnen beim Menschen, und zwar in solcher Art, daß der Mensch daher sein Dasein, d.h. sein Bestehen hat.

      Weil in der Welt ganz unbekannt ist, daß eine Entsprechung des Himmels oder Größten Menschen mit dem einzelnen beim Menschen stattfindet, und daß der Mensch von daher sein Dasein und Bestehen hat und daher als widersinnig und unglaublich erscheinen muß, was darüber gesagt werden wird, so mag das, was ich davon wirklich erfahren habe und mir daher zur völligen Gewißheit geworden ist, berichtet werden.“50


      Interessanterweise geht Friedemann Horn in seiner Textauswahl „Er sprach mit den Engeln“ beim Abschnitt „Homo Maximus“ darauf ein, daß auch schon bei „Griechen und Juden …“ die Idee eines Urmenschen vorhanden sei, ebenso in östlichen Traditionen, etwa im Jainismus; die Erkenntnis aber von der Korrespondenz des kosmischen Großmenschen mit dem organischen Menschen sei nur Swedenborg eigen51. Dies widerlegt jedoch die Kabbala selbst, und es liegt nahe, Swedenborg eben in dieser europäischen Tradition zu sehen, die sich allenthalben im christlichen Abendland verbreitet hatte.

      Für Swedenborg ist die Entsprechungslehre, die exakte Abbildung des Geistigen im Natürlichen, grundlegend. Deshalb sind seine filigranen Entsprechungslinien, die er in unvergleichlicher Weise zieht, mit den oft seltsam anmutenden spekulativen Gedankenausflügen im Zohar kaum zu vergleichen. Es soll ja hier nicht bewiesen werden, daß Swedenborg ein Schüler der Kabbala war, sondern daß er unter ihrem verästelten Einfluß stand und seine Gedanken und Visionen zu einem rationalen, wissenschaftlichen System gefügt hat. Ganz gegen Swedenborgs Intention heißt es bei Rolf Umbach über die Kabbala und ihre Himmelsvorstellungen: „Von der oberen Welt gibt es keine Topographie. Wollte man das Sephirotsystem so verstehen, dann hätte man es schon mißverstanden.“52 Swedenborg hingegen ist der Himmelstopograph schlechthin.


      11. Geheimnisse - Mysterien - Arcana

      Noch eines läßt aufhorchen: Swedenborgs Hauptwerk heißt in den deutschen Übersetzungen ganz harmlos „Himmlische Geheimnisse“, im lateinischen Original nennt er es „Arcana Coelestia“. Im Englischen begegnen uns dafür „Heavenly Arcana“, „Heavenly Secrets“ und „Heavenly Mysteries“. Nun besteht auch im Deutschen zwischen „Mysterium“ und „Geheimnis“ noch ein Bedeutungsunterschied. Das „Geheimnis“ kann bis in die Alltagswelt hineinreichen. „Mysterium“ hat eindeutig eine religiöse Bedeutung. Das Wort „Arcanum“ ist nun völlig ungebräuchlich und auch im Lateinischen, der Schriftsprache Swedenborgs, ein ungewöhnliches Fremdwort. Es ist ein Begriff aus der Geheimwissenschaft und gehört weder in den Bereich der modernen Naturforschung53, noch in die Sprache der Theologie, auch nicht in die des 17. und 18. Jahrhunderts. „Arcana“ sind Geheimnisse dessen, was die Welt im Innersten zusammenhält, Geheimnisse, die man gewöhnlich nur mit seinen eingeweihten Brüdern teilt und niemals preisgibt. Darum geht es, aber nicht um Glaubensmysterien, wie sie die katholische Dogmatik lehrt. Wir befinden uns also auf fremden Wegen, die von der offiziellen Theologie hinführen zur Hermetik, der Geheimwissenschaft.


      12. Hermetische Traditionen und Bestrebungen in der frühen Neuzeit

      Es besteht Einigkeit darin, daß Swedenborg kein blinder Anhänger der Kabbala gewesen ist. Dennoch sind die Übereinstimmungen verblüffend. Will man nicht von direkter Beeinflussung sprechen, so wird man doch gewisse Vorkenntnisse voraussetzen müssen. Aus der lutherisch-orthodoxen Tradition der schwedischen Theologie, mit der Swedenborg aufwuchs, sind diese nicht übernommen.

      Es wäre zu naiv, Swedenborgs Wendung zum Alten Testament und zur Genesis hin mit der plötzlichen göttlichen Beauftragung zu begründen. Was da auch immer geschehen sein mag, ohne Konkretisierung in das Hier und Jetzt, in die räumlich und zeitlich bestehende Umwelt eines bestimmten Kulturkreises ist Offenbarung und Weitergabe derselben nicht denkbar. Dies entspricht Swedenborgs Lehre vom natürlichen und geistigen Wort. Swedenborg hatte selbstverständlich zur Zeit der ersten Auditionen und Visionen ein bestimmtes Vorwissen und demnach auch ein Vorleben, das Vorleben eines umherreisenden Naturforschers, Technikers, Erfinders, Geologen, Physiologen - gewiß - und eines von Geldsorgen befreiten Adeligen, der sich zeitweilig auch in Frankreich und Italien ein ausschweifendes Leben leisten konnte. Die fromme Nachwelt hat aus seinem “Traumtagebuch“54 ganze Lagen herausgerissen - sicherlich nicht ohne Grund. Der verbliebene Rest von 1743/44 läßt genug erahnen. Der spätere Asket und Moralist hat seine Erfahrungen und Wandlungen durchgemacht.

      Doch ausgelebte Lust macht den Menschen auch nicht zum Esoteriker. Man muß in seiner Biographie und in den dazugehörenden Quellen tiefer forschen.


      Die amerikanische Historikerin Marsha Keith Schuchard hat dies getan; und es ist ihr in den letzten zehn Jahren gelungen, immer weitere bemerkenswerte Zusammenhänge aufzudecken, die von den strengen Swedenborgianern radikal als häretisch, frevelhaft, unverschämt, zumindest unwissenschaftlich, mit falschen Zitaten versehen etc.55 verworfen werden. Was hat die Vielgeschmähte entdeckt?

      Swedenborg kam über seinen Schwager Eric Benzelius, einen Humanisten an der Universität Uppsala, in Beziehung zu den schwedischen Freimaurern. Diese standen in Verbindung mit der Royal Society in London. In dieser königlichen Gesellschaft waren Gelehrte vereinigt, die überkommenes Wissen aufgrund von Experimenten zu beweisen versuchten. Schuchard betont im Einklang mit anderen Forschern den freimaurerischen Charakter der Royal Society.56 Sie verweist darauf, daß auch Gottfried Wilhelm Leibniz 1673 als Vertreter einer Nürnberger Rosenkreuzer-Gemeinschaft die Royal Society besuchte und dort als Fellow aufgenommen wurde.57 1697 besuchte Eric Benzelius den berühmten Leibniz in Hannover. Der Briefwechsel zwischen Leibniz und Benzelius währte zehn Jahre und hatte zum Inhalt das Ziel, Mystik und Mechanik, Kabbala und Calculus in Einklang zu bringen58. Diese Universalgelehrten oder Pansophen hatten wieder Umgang mit jüdischen Gelehrten, mit Rabbinen und Kabbalisten, erlernten von ihnen die hebräische Sprache und die Geheimnisse der Kabbala. Sie nahmen in ihr Weltbild Elemente der Kabbala auf, von denen sich alle abendländischen Hermetiker wesentlich prägen ließen. Gemeinsames politisches Anliegen war die rosenkreuzerische Idee einer quasi-alchemistischen, transformierten humanen Welt-Gesellschaft und deren Förderung durch die 1688 gestürzte Dynastie der Stuarts, die der schottischen Freimaurerei nahestand. Nach dem geflohenen Stuart Jakob II. nannten sich seine freimaurerisch-rosenkreuzerisch gesinnten Anhänger Jakobiten, zu denen nicht nur Ludwig XIV. in Paris, sondern auch der schwedische König Karl XII. und sein Gesandter in England, Graf Carl Gyllenborg gehörten. Es blieb nicht aus, daß der junge Swedenborg in all diese Dinge hineingezogen wurde. Er konnte sich überdies umfassende Kenntnisse von Benzelius aneignen und sie vertiefen. Deshalb ist es nicht bedauerlich, daß Swedenborg bei seiner Deutschlandreise im Jahr 1714 Leibniz in Hannover nicht antraf, weil dieser gerade in Wien weilte. Swedenborg hatte schon seine Leibniz-Kenntnisse.

      Beide Forscher bemühten sich um die Gründung einer der Royal Society ähnlichen wissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm, wie Schuchard ausführt.59

      Jetzt wird auch überhaupt verständlich, warum man den jungen Mann 1710 nach London schickte, nicht nur - wie es in vielen Biographien nahegelegt wird - weil er Newton, Halley und Flammsteed nur aus Wißbegier kennenlernen wollte, sondern weil er in geheimer Mission seitens der schwedischen Hermetiker und Politiker nach London sollte.



      13. Die Visionen als Ausweg aus der Wissens- und Glaubenskrise

      Dieser biographische Exkurs reicht aber keineswegs aus, um rational zu erklären, warum Swedenborg zum Seher wurde und sich nach und nach der christlichen Theologie annahm. Swedenborg wuchs mit der Generation von Aufklärern auf, die - nach Descartes und Newton - einerseits mit dem Denken, andererseits mit der experimentellen Erfahrung neue Erkenntnisse gewannen, die das Überkommene zunehmend in Frage stellten. Der Literalsinn der Bibel ist für den Kirchenhistoriker da zuerst zu nennen. Jetzt entstand die moderne Theologie in Auseinandersetzung mit der Orthodoxie und der Volksfrömmigkeit. Die Naturwissenschaften setzten sich ab von der Philosophie und verselbständigten sich. Glaube und Wissen traten in Widerspruch zueinander. Dazwischen stand der fromme, christlich erzogene, in die Geheimnisse der Geheimgesellschaften eingeweihte Swedenborg, der in der ersten Reihe mitexperimentierte, Erkenntnisse gewann, Tausende von Seiten mit Notizen füllte, rastlos auf der Suche nach der Harmonisierung des Wissens.

      Swedenborg gehört zu denen, die nahezu alles versucht haben, die nahezu jeden Weg gegangen sind, die Welt zu erklären. Irrwege und Fehltritte sind da nicht auszuschließen. Letztlich mußte ein ausgewählter Weg zur Erkenntnis führen. Die Linie beginnt beim fromm erzogenen Genie, das nicht nur seine mentalen Anlagen allenthalben einzusetzen weiß, sondern auch spirituelle Fähigkeiten hat und diese weiter entwickelt. Dann führt die Linie über den materialistischen Gelehrten zum Hermetiker, der noch mit den Methoden der Spekulation arbeitet, schließlich zum Experiment gelangt und scheitert, weil die neue Wissenschaft nur das „Wissen“ fördert, aber nicht zur „Weisheit“ führt. Der krisengeschüttelte, psychisch angeschlagene Träumer wird schließlich zum rationalen Seher, der sich zum eigenständigen Theologen, besser zum Theosophen wandelt. Erst am Ende seines Lebens sieht er sich in der Lage, Gott und die Welt, die Wirklichkeit schlechthin eindeutig und schlüssig zu erklären.


      14. Theosophie und Christentum

      Nach den „Arcana Coelestia“, in denen sich Swedenborg mit dem Uranfang der Welt und der Neuschöpfung des geistigen Menschen beschäftigt sowie aus den vermeintlich ältesten Schriften der Bibel die Korrespondenz des Natürlichen mit dem Geistigen ableitet, wird er in seinen Visionen im Jahr 1757 von der Gerichtsproblematik ergriffen.

      War gut zehn Jahre zuvor Swedenborgs persönliche Krise überwunden, indem ihm die Sehergabe zuteil wurde, so erfuhr er nun von einer kosmischen Katastrophe in der geistigen Welt. Er wurde nun endgültig zum Verkünder des kosmischen, allumfassenden Heils. Das Zweite Gericht, die Parusie (s.o.), habe bereits in der geistigen Welt stattgefunden. Auch dies wird von ihm ohne die eigentliche Christologie abgehandelt. Das Kreuz- und Auferstehungsereignis ordnet sich dem nachfolgenden Gericht unter.

      Nicht nur das einschlägige Werk „De Ultimo Judicio“ („Vom Jüngsten Gericht“), sondern auch die anderen Abhandlungen60 des schriftstellerisch bzw. verlegerisch äußerst fruchtbaren Jahres 1758 kreisen entweder um die Gerichtsproblematik oder um die kosmischen Gesamtzusammenhänge, die von den Gerichtsvorgängen ja unmittelbar betroffen sind. Der Himmel und der Zustand seiner Bewohner in ihrer Vergesellschaftung und Zuordnung sind Ergebnis des Gerichts. Die Hölle wird deutlich von der himmlischen Welt getrennt. Jede ins Geistige gelangte Seele ist durch das individuelle Gericht hindurchgegangen. Sogar die Bewohner der Planeten sind hier nicht ausgeschlossen.

      Die bereits erwähnte kurze systematische Darlegung „De Nova Hierosolyma et ejus doctrina coelesti“ 61 („Vom Neuen Jerusalem und seiner himmlischen Lehre“) geht erst in den §§ 280-310, wiederum beinahe am Ende, auf die Inkarnation, das Kreuz und die Auferstehung ein. Zentrales Thema ist dies nicht.

      Die Publikationen des besagten Jahres 1758 bilden eine thematische Einheit: Kirche - Mensch - rechter Glaube und rechtes Handeln - Gericht.

      Noch einmal soll die Statistik bemüht werden. Das nächst den „Arcana Coelestia“ wichtigste und populärste Werk Swedenborgs, „De coelo et ejus mirabilibus“ („Himmel und Hölle“), ist eben in Neuübersetzung als erster Band der amerikanischen „New Century Edition“ erschienen62. Der mitgelieferte „Index to scriptural passages in Heaven and Hell“ (Bibelstellenindex) verrät, daß in diesem Werk die neutestamentlichen Zitate etwa die Hälfte ausmachen. Allerdings sind die Passions- und Auferstehungskapitel nahezu ausgespart. Swedenborg geht es vornehmlich um die jesuanische Gerichtspredigt, beginnt doch auch der erste Paragraph gleich mit Mt 24,29-31.

      Zwar nähert sich Swedenborg der Christologie, gelangt aber noch nicht in ihr Zentrum. Erst mit seinen „Vier Hauptwahrheiten“63 von 1763 stellt er seine Christologie, die Verherrlichung des Menschlichen des Herrn, an den Anfang. Von dort aus entwickelt er jetzt seine Lehre der Neuen Kirche. Sie setzt die Einpersonenlehre der Trinität voraus, ferner die Identität des Herrn mit dem Wort. Das Wort ist demnach göttlich und natürlich zugleich. Aus dem Wort ergibt sich die Ethik, speziell aus den Zehn Geboten. Nicht der Glaube, sondern die mit dem Glauben und aus dem Glauben hervorgehende „tätige“ Liebe führen letzten Endes zur Wiedergeburt und damit zum Bestehen der Neuen Kirche.

      Auch hier würde sich kein großes Manko ergeben, wollte man die Christologie weglassen. Der Herr offenbart sich im Wort und nur quasi zusätzlich, in einer der Geschichtsperioden, leiblich und zeitlich in Jesus Christus.

      Auffällig ist bei den Passagen über die Verherrlichung des Menschlichen und die Entmaterialisierung des Leibes Christi im Auferstehungsleib, daß sich hier Swedenborg meist nur lapidar und in Stereotypen ausdrückt. Der sensible Leser spürt die verdeckte Unsicherheit.

      Auch Thomas Noack, der neue Pfarrer der „Neuen Kirche“ in Zürich, äußerte sich in einem jüngst erschienenen Aufsatz über die Erlösung bei Swedenborg und Lorber zum Verhältnis von Geist und Materie: „Aber auch nach Swedenborg ist der Auferstehungsleib irgendwie aus dem zuvor materiellen Leib Christi hervorgegangen; die Materie muß also grundsätzlich der Vergöttlichung fähig sein. Dieser Gedanke kann bei Swedenborg jedoch nicht zur Geltung kommen, weil bei ihm die Lehre von den getrennten Graden des Seins vorherrschend ist. Dieser Linie folgend müßte man annehmen, daß die Materie als der alleräußerste Grad des Seins niemals vergeistigt oder gar vergöttlicht werden kann. Wie ist aber der Auferstehungsleib zu erklären? Die Swedenborgschriften geben dazu keine klare Antwort.“64

      Eine klarere Antwort vermögen wir auch nicht zu geben, aber eine Erklärung für die Unsicherheit: Swedenborgs Christologie ist sekundäre Zutat.

      Es ist sehr wahrscheinlich, daß die polemischen Angriffe insbesondere lutherischer Theologen Swedenborg veranlaßt haben, sich intensiver der christologischen Problematik anzunehmen, damit er nicht ganz im theologischen und gesellschaftlichen Abseits zum verspotteten Sektierer würde.





      15. Schlußfolgerung: Swedenborg kann einen Bogen zwischen den Religionen spannen

      Swedenborgs Theosophie, die sich erst nach zwei Jahrzehnten mit dem genuin Christlichen verbindet, käme auch ohne die Loci von Inkarnation, Kreuz und Auferstehung aus. Andererseits gelingt es Swedenborg, seine Christologie mit Hilfe der johanneischen Verherrlichungstheologie mehr und mehr in sein theosophisches System einzufügen. Die Christologie wird sogar am Ende seines Lebens zum Mittelpunkt seiner Theologie und amalgamiert sich gleichsam mit der Hermetik des ehemaligen Naturforschers.

      Damit mußte sich beinahe zwangsläufig auf Swedenborgs Fundamentalaussage von der Neuen Kirche eine verfaßte „Neue Kirche“ als Religionsgemeinschaft gründen, wobei sogar manch eine der Gruppierungen das Kreuz als Zeichen führt.


      The Swedenborgian Church


      Andere swedenborgbezogene Institutionen bevorzugen beispielsweise die Sonne als Symbol, ist doch die Sonne mit ihrer Wärme und ihrem Licht die wahrnehmbare Repräsentation des Herrn, von dem Liebe und Weisheit ausgehen.


      The Swedenborg Foundation


      Ohne Christologie jedoch bietet sich Swedenborgs Lehre auch anderen Religionen an. Swedenborg könnte so zu einem Verkünder allgemeiner, nicht spezieller religiöser Wahrheiten werden, sofern in Zeiten weltweiter Radikalisierung in einzelnen Religionen eine Verständigung untereinander und ein Näherkommen überhaupt noch erstrebt wird.


      1 Emanuel Swedenborg: „Himmlische Geheimnisse im Worte Gottes : die nun enthüllt sind“. - Zürich. - Bd. 1. 1998. - S. 26

      2 Emanuel Swedenborg: „Vera Christiana religio : continens universam theologiam Novae Ecclesiae a Domino apud Danielem cap. VII: 13-14, et in Apocalypsi cap. XXI: 1,2 praedictae“ / ab Emanuele Swedenborg, Domini Jesu Christi servo. - Amstelodami : [s. n.], 1771. - 541, [1] S.

      3 Vgl. George F. Dole: „‘True Christian Religion’ as apologetic theology“. In: „Swedenborg and his influence“. - Bryn Athyn 1988. - S. 339-355, bes. S. 352: „For the first time, he makes extensive use of the Epistles, treating them as authoritative sources of doctrine (note however the affirmative use of ‘Colossians’ 2:9 in ‘Marriage Love’ 82). He had not cited them at all before ‘The Apocalypse Explained’, and thereafter used them primarily as sources of „Old Church errors.“ This reversal of policy is understandable if it is regarded as founded in the necessity of answering his accusers with authorities which they regarded as valid.“

      4 vgl. Anm. 21

      5 Emanuel Swedenborg: „Arcana coelestia : quae in Scriptura Sacra seu verbo Domini sunt detecta ; una cum mirabilibus quae visa sunt in mundo spirituum et in coelo angelorum“. - [S.l.] - Vol. 1-8.1749-56.

      6 Emanuel Swedenborg: „De Coelo et ejus mirabilibus et de inferno : ex auditis et visis“. - Londini 1758. - 272 S.

      7 Emanuel Swedenborg: „De Nova Hierosolyma et ejus doctrina coelesti : ex auditis e coelo ; quibus praemittitur aliquid de Novo Coelo & Nova Terra“. - Londini : [s. n.], 1758. - 156 S. 4° („Das Neue Jerusalem und seine himmlische Lehre“)

      8 Die Jugendwerke bzw. poetischen Schriften sind zusammengefasst in: „Emanuelis Swedenborgii opera poetica“ : [Societati Swedenborgianae Londiniensi festum saeculare celebranti.] - Upsaliae 1910. - 88 S.

      Enthält: 1. Post nubila phoebus. 1700. - 2. Til Herr Candidaten [Chr. G. Notman]. 1700. - 3. Doctissimo et Ornatissimo Juveni D. Benedicto Bredberg. - 4. Patriae planctus et lacrimae in funere ... Erici Benzelii. 1709. - 5. Jesperi Swedbergii ... Canticum Suevicum : Ungdoms regel och ålderdoms spegel. Scaris 1709. - 6. [Pl. Rev. studiis...Dn. Andreae Amb. Unge... : Si celeres. 1710. - 7. Epigramma in Casaubonum. 1710. - 8. Ad Sophiam Elisabet Brenneriam. 1710. - 9. Cantus Sapphicus in Charissimi Parentis Doct. Jesperi Swedbergii. 1716. - 10. Postscriptum ad Miscellanea Observata Erico Benzelio. 1721. - 11. Fabula de amore et metamorphosi Uranies in virum et in famulum Apollinis. 1722. - 12. Festivitas ad diem in fastis solemnem Frederici Sveci ... 1722. - 13. Carmen in Typographiae solemne seculare tertium celebratum. 1745. - Ludus Heliconius. 1700-1740. - Ferner: Ludus heliconius : sive carmina miscellanea, quae variis in locis cecinit / Eman. Swedberg. - Gryphiswaldiae [1714]. - Camena borea cum Heroum et Heroidum factis ludens : Emanuelis Swedbergii. Gryphiswaldiae 1715. - Cantus Sapphicus in charissimi parentis Doct. Jesperi Swedbergii ... diem natalem : d. XXIIX Augusti, ann: 1716, aetatis 63 ; sive anni climacterii magni. - Scaris 1716.

      9 Vgl. http://home8.swipnet.se/~w-80790/Index.htm

      10 Daraus z.B.: „Emanuelis Swedenborgii Principia rerum naturalium : sive novorum tentaminum phaenomena mundi elementaris philosophice explicandi ; cum figuris aeneis“. - Dresdae ; Lipsiae : Fridericus Hekelius, 1734. - [8] Bl., 452 S. : Frontispiz, XVIII Tab., 1 Faltkarte 2° (Opera philosophica et mineralia / Emanuelis Swedenborgii ; tom. 1, pars 1-3)

      11 Emanuel Swedenborg: „De cultu et amore Dei : ubi agitur...“ / ab Eman. Swedenborg. - Londini. - Pars 1-2. - 1. De telluris ortu, paradiso & vivario, tum de primogeniti seu Adami nativitate, infantia, et amore. Londini 1745. - 120 S. - 2. De conjugio primogeniti seu Adami, et inibi de anima, mente intellectuali, statu integritatis, & imagine Dei. Londini 1791. - 26 S.

      12 Umstritten ist bislang, ob diese “reformatorische Wende“, an deren Inhalt später Swedenborg heftigsten Anstoß nehmen wird, vor dem Thesenanschlag 1517 oder nachher stattgefunden hat. Ist letzteres der Fall (so Martin Brecht: „Martin Luther“. Bd. 1. Stuttgart 1981 u.ö.., S. 215 ff ), dann ist auch bei Luther ein langsamer Werdeprozess festzustellen.

      13 Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers: WA 54; 185,12-186,20

      14 Ernst Benz: „Emanuel Swedenborg : Naturforscher und Seher“. - 2., verb. Aufl. - Zürich 1969. -

      S. 206, übersetzt von Ernst Benz. - Original: Emanuel Swedenborg: „Diarium Spirituale“ / e chirographo ejus in Bibliotheca Regiae Universitatis Upsaliensis asservato, nunc primum edidit Jo. Fr. Im. Tafel. - Tubingae ; Londini. - Vol. 1, P. 1. 1844. - no 397, S. 109f. euausgabe: Emanuel Swedenborg: „Experientiae spirituales“ : (Emanuelis Swedenborgii Diarium, ubi memorantur ; intra annos 1745 ad 1765) / in servitio Domini primum Tubingae 1843-60 a Johann Friedrich Immanuel Tafel excusae, nunc denuo certius ex proprior comparatione auctoris autographi editae a John Durban Odhner. - Bryn Athyn, Pa., U.S.A. : Academy of the New Church. - Vol. 1-6. - Dort: Vol.1. Continens materias liminares undecunque sumptas, ut et paragraphos numeratas ex Indice Biblico extractas. - 1983. - S. 374f.

      Ungeklärt ist auch, warum die Nr. 397 mit Datum „1745, April“ eingereiht ist in sonst chronologisch geordnete Visionen vom 24./25. Dezember 1747!

      Vgl. auch: Friedemann Horn: „Das ominöse Zitat“. - In: Offene Tore. 30.1986,3. - S. 95-96; 121-124: Betrifft die beiden Versionen der Berufungsvision durch Carl Robsahm und Gabriel Andersson Beyer.

      15 Emanuel Swedenborg: „Swedenborgs Drömmar 1744“ / efter original-handskrifter meddelade af G. E. Klemming. [Förord: F. A. Dahlgren]. - Stockholm : Kongl. Bibliotek, 1859. - [3] Bl., 84 S., [1] Bl. : 1 Faks. Enthält: Widmungsvorrede der Hrsg.: Till J. F. I. Tafel och J. J. G. Wilkinson. - Deutsch: Emanuel Swedenborg: „Das Traumtagebuch 1743-1744“ / aus dem Schwedischen übers. von Felix Prochaska. [Vorwort: Die Reise nach innen / Wilson van Dusen]. - Zürich 1978. - [2] Bl., dort S. 21

      16 „Traumtagebuch“, S. 34f.

      17 „Traumtagebuch“, S. 26.

      18 Vgl. den Beitrag von Gerhard Lukert, S. ***

      19 Es heißt in der Biographie von Johann Gottlieb Mittnacht: „Emanuel Swedenborg : der geistige Columbus, der gottbegnadete Schauer des Jenseits“. - 2. Aufl. Konstanz ; Stuttgart [1921]. - S. 28: „Gegen das Ende des Jahres 1745 kehrte er nach Schweden zurück und blieb bis zum Jahr 1747 in Stockholm. Diese Zeit verbrachte er mit eifrigem Studium des Hebräischen, indem er die Bibel in dieser Sprache wiederholt durchlas und eine umfangreiche Konkordanz der Texte anfertigte ...“

      20 Marsha Keith Schuchard: „Leibniz, Benzelius, and the kabbalistic roots of Swedish illuminism : Leibniz, Benzelius and Swedenborg“ / Marcia [sic] Keith Schuchard. - In: „Leibniz, mysticism and religion“ / edited by Allison P. Coudert ; Richard H. Popkin ; Gordon M. Weiner. - Dordrecht ; Boston ; London 1998. (Archives internationales d'histoire des idées = International archives of the history of ideas ; 158) - S. 84-106, bes. S. 97: “While Benzelius was abroad, King Charles XI [XII] allowed his scholarly mentors at Uppsala to invite a converted Polish Jew, Rabbi Johan Kemper, to teach Hebrew at the university. Benzelius became a close friend of Kemper and worked with him on translations of the Zohar and kabbalistic interpretations of the New Testament.. It is almost certain that Kemper functioned as Swedenborg’s Hebrew teacher, while he attended the university and lived with Benzelius“. - Zur Rechtfertigung von Swedenborgs Hebräischkenntnissen seitens der Neuen Kirche vgl.: „A vindication of Swedenborg's knowledge of Hebrew : against the attacks of the ‘Spiritual magazine’". - London : C. P. Alvey, [1866]. - 68 S.

      21 Emanuel Swedenborg: „Himmlische Geheimnisse im Worte Gottes : die nun enthüllt sind“. - Zürich . - Bd. [16]. Stichwort- und Bibelstellenindex. - 1998. - 305 S.

      22 http://www.wlb-stuttgart.de/referate/theologie/swedvotx.html

      23 „Der Herr ist in die Welt gekommen, um das Menschengeschlecht zu retten, das sonst im ewigen Tod zugrunde gegangen wäre. Und Er hat es dadurch gerettet, daß Er die Höllen unterjochte, die jeden Menschen, der in die Welt kam und aus der Welt ging, anfochten; und zugleich dadurch, daß Er Sein Menschliches verherrlichte, denn dadurch kann Er die Höllen ewig unterjocht halten. Die Unterjochung der Höllen und zugleich die Verherrlichung Seines Menschlichen wurde bewirkt durch Versuchungen, die gegen Sein Menschliches zugelassen wurden und durch die fortwährenden Siege, die Er damals errang. Sein Leiden am Kreuz war die letzte Versuchung und der vollständige Sieg.“ (Himmlische Geheimnisse, vgl. Anm. 1, Nr. 10828)

      24 Emanuel Swedenborg: „Apocalypsis explicata secundum sensum spiritualem : ubi revelantur arcana, quae ibi praedicta, et hactenus recondita fuerunt“ / ex operibus posthumis Emanuelis Swedenborgii. - Londini. - Vol. 1-4. 1785-1789. (Das Werk wurde erst nach dem Tode Swedenborgs bei Robert Hindmarsh verlegt.) Allerdings erschien bereits 1758 das kleine, aber wichtige Werk “Über das Weiße Pferd“ = „De equo de quo in Apocalypsi, cap. XIX : et dein de verbo & ejus sensu spirituali seu interno, ex arcanis coelestibus“. - Londini 1758. - 23 S.

      25 Das deutsche Wort “Kirche“ kommt aus dem Byzantinischen: oi)ki/a kurikh/ (oikia kyrike = Haus des Herrn)

      26 Augsburgische Konfession, Artikel VII. In: Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Berlin 1930. - S. 60 .

      27 Katholischer Erwachsenenkatechismus / hrsg. von der Deutschen Bischofskonferenz. - 3. Aufl. - Verlage der Verlagsgruppe “engagement“. - Bd. [1]. Das Glaubensbekenntnis der Kirche. - 1985. - S. 271.

      28 So kann die Organisation “Scientology Church“ niemals trotz mancher obskurer religionswissenschaftlicher Gutachten als „Kirche“ bezeichnet werden.

      29 Emanuel Swedenborg: „Die Wahre Christliche Religion : enthaltend die ganze Theologie der Neuen Kirche ; wie sie vom Herrn bei Daniel Kap. VII 13. 14 und in der Offenbarung Kap. XXI, 1. 2 voausgesagt wurde“ / neu übertr. von Friedemann Horn. - Zürich. - Bd. 3. - [1963]. - S. 924, Nr. 760.

      30 Vgl. das protestantische Kirchenlied: “Durch Adams Fall ist ganz verderbt / menschlich Natur und Wesen / daßelb Gift ist auf uns geerbt, daß wir nicht konnten gnesen / ...“ (von Lazarus Spengler, 1529, bemerkenswerterweise aus dem neuen “Evangelischen Gesangbuch“ der neunziger Jahre ganz verbannt!)

      31 Sehr ausführlich in: Emanuel Swedenborg: „Die Wahre Christliche Religion“ (vgl. Anm. 29), Bd. 3. Kap. VIII. Der Freie Wille.

      32 Ebendort, Nr. 470 ff.

      33 Swedenborg: „Himmlische Geheimnisse“ (vgl. Anm. 1) - Nr. 4317. - Bd. 5. 1998. - S. 622.

      34 “Die von Origenes erstmals systematisch betriebene Schriftauslegung ist in einem hermeneutischen Entwurf begründet, in dem Theologie und Philosophie in einer universalen Schöpfungsordnung verbunden sind. Die vornehmlich an den Kategorien des Sichtbaren und Unsichtbaren [vgl. Rm 1,20] ausgerichtete Konzeption, die eine unmittelbare Begründung der spirituellen Auslegung enthält, insofern die sichtbaren Dinge auf Unsichtbares weisen, hat Augustinus auf die der spätantiken Sprachtheorie geläufige Anschauung von der zeichenhaften Funktion der Sprache, die Unterscheidung von bezeichnendem Wort und bezeichneter Sache, zurückgeführt. Indem das im Bibelwort benannte Ding selbst wieder als Zeichen aufgefaßt wird, verweist es auf eine höhere geistige Realität.“ (Hans-Jörg Spitz: „Die Metaphorik des geistigen Schriftsinns : ein Beitrag zur allegorischen Bibelauslegung des ersten christlichen Jahrtausends“. - München 1972. - S. 9.)

      35 Vgl. Rolf Umbach: „Vom Flug der Fische : die Bibel kabbalistisch gelesen“. - Neukirchen-Vluyn 1995. (Bibel, Kirche, Gemeinde : Spezial ; 3)

      36 Gnosis verstanden als Weltvorstellung insbesondere der Antike, in der nicht nur Erkenntnis des Übernatürlichen, sondern auch das Einswerden mit dem Erschauten konstitutiv sind. Gnostisch und meist synkretistisch sind die vorderasiatischen Religionen alle, von denen sich das Judentum und das staatskirchliche Christentum abheben, ja wogegen sie polemisieren. Gnostische Elemente im Neuen Testament sind vor allem in den Apostelbriefen antignostisch zu verstehen, wohingegen das Johannesevangelium in seiner Christologie gnostisches Gut aufnimmt und so zur Quelle für ein sich ausbildendes esoterisches Christentum wird. Den Gnosis-Begriff, der sehr schillernd ist, hat neuerdings am weitesten Peter Sloterdijk gefasst mit seiner Quellensammlung: „Weltrevolution der Seele : ein Lese- und Arbeitsbuch der Gnosis von der Spätantike bis zur Gegenwart“ / Peter Sloterdijk u.a. (Hg.). - [Frankfurt] 1991. Bd. 1.2. - 1031 S.

      37 Von Christian Knorr von Rosenroth (dem Übersetzer des Zohar ins Lateinische unter dem Titel “Kabbala Denudata“. - Francofurti. - Bd. 1.1685. - Bd. 2. „Liber Sohar Restitutus; Cujus [Cuius] contenta pagina versa monstrabit. Opus Omnibus genuinae antiquitatis, & sublimiorum Hebraicae gentis dogmatum indagatoribus, nec non Hebraicae & Chaldaicae linguae, & in specie Idiomatis Terrae Israëliticae“) stammt das einzige kabbalistische Kirchenlied, das die Evangelische Kirche in ihrem Gesangbuch bewahrt hat: “Morgenglanz der Ewigkeit / Licht vom unerschaffnen Lichte / schick uns diese Morgenzeit / deine Strahlen zu Gesichte / ...“ („Evangelisches Gesangbuch“, Nr. 450 - dort natürlich im Buchstabensinne unter der Rubrik “Morgen“ eingeordnet).

      Deutsche Übersetzungen von Gershom Scholem: „Die Geheimnisse der Schöpfung : ein Kapitel aus dem kabbalistischen Buche Sohar“. - Frankfurt a.M. 1971. (Insel-Bücherei ; 949); ferner von Ernst Müller: „Der Sohar : das heilige Buch der Kabbala“ / nach dem Urtext ausgew., übertr. und hrsg. von Ernst Müller. - 8. Aufl. - München 1997. (Diederichs gelbe Reihe ; 35 : Judaica)

      38 Ursprüngliche versweise Schriftauslegung in der Synagoge

      39 Vgl. John Schulitz: „Jakob Böhme und die Kabbalah : eine vergleichende Werkanalyse“. - Frankfurt am Main 1993. - 204 S. (Europäische Hochschulschriften : 20 ; 370)

      40 Jakob Böhme: „Mysterium magnum oder Erklärung uber das Erste Buch Mosis von der Offenbahrung Göttlichen Worts durch die drey Principia göttliches [sic] Wesens auch vom Ursprung der Welt und der Schöpffung ...“ [Amsterdam] 1640. - u.ö.

      41 Zitate aus der Ausgabe “Theosophia revelata“. Vol. 17.1730. - Nachdruck: Stuttgart-Bad Cannstatt - Bd. 7.1958, S. 1 und S. 5.

      42 Emanuel Swedenborg: „Himmlische Geheimnisse“ (vgl. Anm. 1). - Bd. 1. - S. 26.

      43 Vgl. dazu: Helmut Zander: „Geschichte der Seelenwanderung in Europa : alternative religiöse Traditionen von der Antike bis heute“. - Darmstadt, 1999.

      44 „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ (RGG), 3. Aufl., Bd. 6, Sp. 1699

      45 Der Begriff stammt von dem Schellingschüler Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832), der sich in seiner Jugend auch etwas mit Swedenborg beschäftigt hat. Gegen den hypothetischen Einfluss Swedenborgs und Schellings auf Krause vgl. neuerdings: Wolfgang Forster: Karl Christian Friedrich Krauses frühe Rechtsphilosophie und ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund. - Ebelsbach 2000. - (Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung ; 83)

      46 Vgl. dazu Friedemann Horn: „Unsterblichkeit : die vergessene Antwort Jesu ; ausgewählte Arbeiten aus vier Jahrzehnten“. - Zürich 1997. - 220 S., [1] Bl. und ders.: „Was erwartet uns nach dem Tod? : kritische Überlegungen zu einem umstrittenen Thema“. Zürich 1997. - 20, [2] S.

      47 Definition nach “Lexikon für Theologie und Kirche“. - 3. Aufl. 1963 (1986). - Bd. 8, Sp. 274 - Vgl. zum Trinitätsbegriff neuerdings und insbesondere zum Begriff „Perichorese“: Stephanie Hartmann: „Trinitätslehre als Sozialkritik? : das Verhältnis von Gotteslehre und Sozialkritik in den trinitätstheologischen Entwürfen von Jürgen Moltmann und Leonardo Boff“. - Frankfurt am Main ; Berlin ; Bern ; Wien 1997. - 183 S. (Europäische Hochschulschriften : Reihe 23, Theologie ; Bd. 613) Zugleich: Trier, Univ., Diss., 1997.

      48 Deutsche Ausgabe: „Das Corpus Hermeticum einschließlich der Fragmente des Stobaeus“ / aus dem Griech. neu übertr. von Karl-Gottfried Eckart. Hrsg. und mit einer Einleitung versehen von Folker Siegert. - Münster 1999. - (Münsteraner judaistische Studien / hrsg. vom Institutum Judaicum Delitzschianum in Münster ; 3)

      49 vgl. Anm. 35, dort S. 147.

      50 Emanuel Swedenborg: „Himmlische Geheimnisse“ (vgl. Anm. 1). - Bd. 15. 1999. - §§ 3883f. - S. 212f.

      51 „Er sprach mit den Engeln : ein Querschnitt durch das religiöse Werk von Emanuel Swedenborg“ / ausgewählt von Friedemann Horn. - Zürich 1993. - S. 53: „Bei Swedenborg aber hat die Idee noch eine andere Dimension, weil er sie mit seiner Lehre von den Entsprechungen verknüpft und eine Verbindung erkennt zwischen dem himmlischen Homo maximus und dem einzelnen irdischen Menschen mit seinen Gliedern und Organen.“

      52 Umbach, S. 174.

      53 Wenn der Begriff vorkommt, dann bezeichnet er immer etwas außergewöhnlich Geheimnisvolles, in Buchtiteln markiert der Autor damit die Exklusivität seiner Darlegungen.

      54 Vgl. Anm. 15

      55Dem Verfasser liegt zu diesem Thema eine Sammlung von E-Mails vor, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll.

      56 “... Sicher ist viel von den geistigen Elementen der in der R[oyal] S[ociety] vertretenen Geistigkeit [sic] in die junge Großloge übernommen worden. Ebenso sicher wird aber von vielen Autoren der Einfluss der R[oyal] S[ociety] auf die Entwicklung der Freimaurerei überschätzt. Nachweisbar ist die Personalunion in vielen Mitgliedern ...“ (Internationales Freimaurerlexikon / Eugen Lennhoff ; Oskar Posner. - Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1932. - Graz [1965]. - Sp. 1348.

      57 Marsha Keith Schuchard: „Swedenborg, jacobitism, and freemasonry. - In: Swedenborg and his influence“ : Symposium '88. - Bryn Athyn 1988. - S. 361f. - Vgl. auch Anm. 20

      58 Schuchard, S. 362.

      59 „At the same time, Benzelius and Swedenborg hoped to persuade the king to establish a royal society of sciences, based on the early English society with its significant Masonic and Rosicrucian component. Moreover, the Swedish king’s tolerance for Jewish and Moslem contributions to Sweden’s development paralleled the ecumenical spirit of Rosicrucianism and Masonry.“ (Schuchard, S. 373)

      60 Emanuel Swedenborg: „De telluribus in mundo nostro solari, quae vocantur planetae : et de telluribus in coelo astrifero ; deque illarum incolis; tum de spiritibus & angelis ibi ; ex auditis & visis“. - Londini : [s. n.], 1758. - 72 S. 4° („Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner“) - „De coelo et ejus mirabilibus, et de inferno : ex auditis & visis“. - Londini : [s. n.], 1758. - 272 S. 4° („Himmel und Hölle“) - „De Ultimo Judicio et de Babylonia destructa : ita quod omnia, quae in Apocalypsi praedicta sunt, hodie impleta sint ; ex auditis & visis“. - Londini 1758. - 55 S. („Vom Letzten Gericht“) - „De Nova Hierosolyma et ejus doctrina coelesti : ex auditis e coelo ; quibus praemittitur aliquid de Novo Coelo & Nova Terra“. - Londini : [s. n.], 1758. - 156 S. 4° („Das Neue Jerusalem und seine himmlische Lehre“) - „De equo de quo in Apocalypsi, cap. XIX : et dein de verbo & ejus sensu spirituali seu interno, ex arcanis coelestibus“. - Londini: [s. n.], 1758. - 23 S. 4° („Das Weiße Pferd in der Offenbarung“)

      61 Vgl. Anm. 7

      62 Emanuel Swedenborg: „Heaven and its wonders and Hell : drawn from things heard & seen“ / translated from the Latin by George F. Dole. With an introduction by Bernhard Lang and notes by George F. Dole ; Robert H. Kirven ; and Jonathan S. Rose. - West Chester, Pennsylvania : Swedenborg Foundation, 2000. - VIII, 534 S. (The New Century Edition). In dem ausführlichen Vorwort kommt der katholische Alttestamentler Bernhard Lang zu Wort. Er stellt Swedenborgs Lehre hier ebenso wie in seiner Monographie über den Himmel („Der Himmel : eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens“ / Bernhard Lang ; Colleen McDannell. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1990. - 577 S. - Zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen) in ein theologie-, philosophie- und kulturgeschichtliches Beziehungsgeflecht.

      63 Emanuel Swedenborg: „Doctrina Novae Hierosolymae de Domino“. - Amstelodami 1763. - 64 S. - „Doctrina Novae Hierosolymae de fide“. - Amstelodami 1763. - 64 S. - „Doctrina Novae Hierosolymae de Scriptura Sacra“. - Amstelodami 1763. - 54 S. - „Doctrina vitae pro Nova Hierosolyma ex praeceptis Decalogi“. - Amstelodami 1763. - 36 S. - Später zusammengefasst als: „Scripta Novae Domini Ecclesiae, sive Novae Hierosolymae, in Apocalypsi praedictae“. - Deutsch: „Die Vier Hauptlehren der Neuen Kirche, verzeichnet unter dem Neuen Jerusalem in der Offenbarung Johannis : die Lehre vom Herrn; die Lehre von der Heiligen Schrift ; die Lebenslehre ; die Lehre vom Glauben“ / von Emanuel Swedenborg. - Zürich [1927]. - VIII, 280 S.

      64 Thomas Noack: „Die Erlösung bei Swedenborg und Lorber“. - In: „Das Wort : Zeitschrift für ein vertieftes Christentum“ - Bietigheim-Bissingen : Lorber-Verlag und Turm-Verlag. - 71.2001, 2. - S. 85.