AUFTAKT ZUR VIERTEN POLNISCHEN TEILUNG

 

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25.8.1939
Am Nachmittag des 25. August läuft das dtsch. Schulschiff SCHLESWIG-HOLSTEIN in Danzig-Neufahrwasser ein, um dicht neben der Westerplatte, einer etwa 2 Kilometer langen und etwa 600 Meter breiten, flachen, sandigen Halbinsel festzumachen. Durch einen Beschluß des Volkerbundes war Polen die Westerplatte als "Platz zum Löschen, Lagern und Transport von Sprengstoffen und Kriegsmaterial" zugesprochen worden.

Dem Besuch des Schulschiffes liegt eine Vereinbarung mit der polnischen Regierung zugrunde. Offiziell stattet die SCHLESWIG-HOLSTEIN dem unter Schutz des Völkerbundes stehenden, wirtschaftspolitisch aber Polen angeschlossenen FREISTAAT DANZIG einen Freundschaftsbesuch ab. Offizieller Anlaß hierzu ist der Untergang des deutschen Kreuzers MAGDEBURG vor 25 Jahren, dessen Besatzung in Danzig beigesetzt ist.

Unter Deck der Schleswig Holstein zeigt sich allerdings ein weniger friedvolles Bild. Dort ist der Marinestoßtrupp Hennigsen angetreten, eine 225 Mann starke, für handstreichartige Landeinsätze ausgebildete Eliteeinheit, die in Memel stationiert ist und erst in der Nacht zuvor an Bord gebracht wurde, und erfährt ihren Einsatzbefehl: Am nächsten Morgen, dem 26. August um 4:45 Uhr, soll der Stoßtrupp unter massiver Feuerunterstützung der SCHLESWIG-HOLSTEIN die Westerplatte stürmen. Um 21:30 Uhr am gleichen Tag wird daher mit der Ausschiffung des Stroßtrupps begonnen. Doch plötzlich wird der Ausschiffungs- und Angriffstermin zurückgezogen. Der Kriegsbeginn ist um einige Tage aufgeschoben.

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1.9.1939
Der Zweite Weltkrieg beginnt am 1. September um 4:45 Uhr mit dem Beschuß der Westerplatte durch SCHLESWIG-HOLSTEIN in Danzig-Neufahrwasser. Gleichzeitig greift der Marinestoßtrupp "Hennigsen" gemeinsam mit der SS-Sturmkompanie "Danziger Heimwehr" die Besatzung der Westerplatte an.

Man ist sicher, die relativ kleine Besatzung von 180 Mann im Handstreich zu nehmen. Doch der Widerstand ist größer als erwartet, obwohl die Polen nur  über eine relativ schwache Bewaffnung verfügen. Der erste Sturm auf die Westerplatte mißlingt.

Um 6:00 Uhr greifen die Seeluftstreitkräfte erstmalig in den Krieg ein. Ein Bombenangriff zerstört in wenigen Minuten den Stützpunkt der polnischen Seefliegerdivision in Putzig. Bei diesem Angriff fällt der Chef der polnischen Seefliegerdivision, LtCdr E. Szystowski, er ist der erste Marineoffizier, der im 2. Weltkrieg den Tod findet.

Um 14:00 Uhr fliegt die 1. deutsche Fliegerdivision mit Stukas den ersten Angriff auf den Kriegshafen von Gdingen-Oxhöft. Das kleine Taucher-Werkstattschiff NUREK sinkt nach wenigen Minuten. Nächstes Ziel ist das Torpedoboot MAZUR. Ein Bombenhagel versenkt auch dieses Schiff, das bis zuletzt noch aus seinen Bordkanonen schießt. Ein weiterer Angriff der deutschen Luftwaffe gilt dem Zerstörer WICHER und dem Minenleger GRYF, die zwar stark beschädigt werden, aber nicht sinken.

Die polnische Bord- und Küstenflak versucht, den Luftangriff auf Gdingen-Oxhöft und Hela-Reede abzuwehren, was aber nicht gelingt. Die in der Danziger Bucht operierenden U-Boote ORZEL und WILK können durch ihre Seerohre die deutschen Fliegerangriffe auf den Hafen von Hela beobachten, aber nicht selbst eingreifen.

Nachdem am Nachmittag in Berlin Hitler vor dem Reichstag den Krieg gegen Polen rechtfertigt, verbreitet am Abend das Oberkommando der deutschen Wehrmacht den 1. Wehrmachtsbericht des 2. Weltkrieges: "Das Oberkommando der deutschen Wehrmacht gibt bekannt: ... Teile der deutschen Seestreitkräfte haben Positionen vor der Danziger Bucht eingenommen und sichern die Ostsee. Das in Danzig-Neufahrwasser liegende Schulschiff SCHLESWIG-HOLSTEIN nahm die von den Polen besetzte Westerplatte unter Feuer. In Gdingen wurde der Kriegshafen durch die Luftwaffe bombardiert."

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BILANZ
Einen Monat später, am 6. Oktober ist der Kampf auf polnischem Boden beendet. Deutschland und die Sowjetunion teilen den Raum zwischen ihren Grenzen auf. Die unmittelbaren polnischen Verluste blieben ungezählt sind nicht annährend bekannt geworden.

Im Juni 1941 beginnt der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, verbunden mit Unterwerfung und mit Massakern an der ukrainischen und russischen Zivilbevölkerung und mit gewaltigen militärischen Opfern.

Im übrigen wird Polen zum Zentrum des Völkermordes an den Juden. Dass sich östlich von Oder und Neisse nach dem gewaltisten Völkermord der Geschichte auch die gewaltigste Vertreibungskatastrophe abspielt, hat nicht unmittelbar miteinander zu tun. Aber beides ist Folge der nationalsozialistischen Rasseideologie und ihrer erbarmungslosen Blut- und Bodenpoltik in der Sowjetunion. Unser Mitleid gilt den Opfern aller drei Katastrophen gleichermaßen. Aber politisches Selbstmitleid auf deutscher Seite ist unangebracht. Wer über die Verbrechen des Warschauer Gettos, über die Vernichtungslager Ausschwitz und Maidanek und die Deportation der ukrainischen Bevölkerung nicht reden will, der sollte über Flucht und Vertreibung in Osteuropa schweigen.
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