Grönland

Seitdem die Deutschen am 9. April 1940 Kopenhagen besetzt haben, ist die zum dänischen Königreich gehörige Insel Grönland militärisch schutzlos. Der Gouverneur Grönlands, Eske Brun, befürchtet von Seiten der beiden Kriegsparteien eine Invasion der Insel - ähnlich wie im Falle Spitzbergen, und bittet die Vereinigten Staaten um Schutz. Die amerikanische Küstenwache stellt mit ihren Eisbrechern eine Grönland-Patrouille ab. Im Süden der Insel,  bei Narsarssuak, errichten die Amerikaner einen Luftstützpunkt. Gouverneur Brun organisiert in der kleinen Siedlung Scoresby-Sund Schlitten-Patrouillen, die die Ostküste Grönlands überwachen und den Amerikanern Landungsversuche melden sollen. In der Siedlung werden für den Winter 1942 auch zwei amerikan. Funker dienstlich abgestellt. Es dauert nicht lange, bis sie eines Tages einen deutschen Sender auf Grönland feststellen.

Unternehmen Holzauge (1942-1943)

Am 22. August 1942 ist unter der Leitung des Meteorologen Dr. Gottfried Weiss der »Wettertrupp  Holzauge« mit dem Wetterbeobachtungsschiff Sachsen von Tromsö aus an die Küste von Ostgrönland gelaufen. Schon unterwegs machen die Meteorologen Radiosondenaufstiege und funken Wettermeldungen. Die Sachsen ankert am 27.8. vor der Sabinen-Insel, mit der Entladung des Schiffes kann erst begonnen werden, als es eingefroren ist. Danach trennen sich Wettertrupp und Schiffsbesatzung - zusammen 27 Mann - in zwei Gruppen, eine baut an Land eine Station, die andere bleibt an Bord des Schiffes, erhebt und funkt die Wetterdaten.

Am 13. Mai 1943 wird der Wettertrupp von der grönländischen Schlitten-Patrouille überrascht. Die Männer der Patrouille werden jedoch überwältigt, einer von ihnen, Eli Knudsen, wird getötet. Zwei anderen gelingt es zu entkommen, den Deutschen fällt aber eines der Hundegespanne in die Hände und sie nehmen die Verfolgung auf, finden jedoch nur die Funkstation von Eskimonaes, nach deren Vernichtung sie zur ihrer Wetterstation zurückkehren. 

Ende Mai 1943 wird die deutsche Station von amerikanischen Maschinen des Typs B 29 bombardiert und völlig zerstört. Doch kommt keiner der Deutschen ums Leben. Die Männer ziehen sich in ein Ausweichquartier zurück, wo sie bis Mitte Juni durchhalten, bis ein Flugzeug landet und sie zurückholt. Die durch Eispressung stark beschädigte Sachsen wird an Ort und Stelle versenkt.

Unternehmen Baßgeiger (1943-1944)

Ende August 1943 verläßt ein Wettertrupp unter Leitung des Meteorologen Dr. Heinrich Schatz mit dem ehemaligen Fischdampfer Coburg Narvik. Nachdem die Coburg bei einem Sturm von ihrem Geleit-U-Boot getrennt wurde, gerät das Schiff in Höhe des 77. Breitengrades etwa 80 Seemeilen vor der Küste Ostgrönlands ins Packeis. Die Besatzung versucht, dem Schiff durch Eis- Sprengungen den weiteren Weg zu bahnen, doch kommt die Coburg täglich nur wenige hundert Meter voran. Das Schiff erhält Befehl, als schwimmende Station zu arbeiten. Im Oktober gelingt es schließlich, durch einen Spalt im Eis fast bis zur Küste der Shannon-Insel vorzudringen, wo das Schiff dann endgültig stecken bleibt. Durch Eispressung bekommt die Coburg Schlagseite. Ein Teil der wertvollen Ausrüstung geht verloren, doch die meteorologischen Beobachtungen gehen ununterbrochen weiter.

Inzwischen sind die Wetterstation von den amerikanischen Horchfunkern auf Jan-Mayen angepeilt worden. Zwar werden von deutscher Seite auf dem Eis Posten aufgestellt, die vor Übwerraschungsangriffen der Schlittenpatrouillen schützen sollen. Doch am 22.4.1944 gelingt es 6 Männern einer Schlitten- Patrouille den deutschen Trupp auszumachen und anzugreifen. Während des Kampfes fällt der militärische Leiter der Expedition, Leutnant Zacher. Doch die Schlitten-Patrouille zieht sich zurück. Es gelingt den Deutschen, ihre Arbeit noch 2 Monate lang fortzusetzen.

Im Juni 1944 landet ein deutsches Flugboot, das den Wettertrupp nach Norwegen zurückbringt. Im Oktober finden die Amerikaner das verlassene Wrack der Coburg und die zerstört zurück gebliebene Wetterstation.

Unternehmen Edelweiß (1944)

Seit Ende August 1944 ist bereits ein neuer deutscher Wettertrupp unter der Leitung des Meteorologen Dr. Gottfried Weiss (siehe oben: »Unternehmen Holzauge«) unterwegs zur Ostküste Grönlands. Mit seinem Schiff, dem ehem. Fischdampfer Kehdingen, wird er kurz vor der Landung auf der Koldewey- Insel vom Eisbrecher Northland der amerikan. Küstenwache gestellt. Das deutsche Geleitboot U 703 schießt mehrere Torpedos ab, die offenbar im Packeis stecken bleiben und detonieren, und muß sich daraufhin so rasch wie möglich zurückziehen. Dr. Weiss bleibt nun keine andere Wahl. Er läßt das Expeditionsschiff versenken und begibt sich in Gefangenschaft.

Nach diesem Verlust entsendet die deutsche Kriegsmarine eine ursprünglich für die Überwinterung auf Franz-Josef-Land bestimmte Gruppe an Bord des Fischdampfers Externsteine nach Ostgrönland. Es ist dies der »Wettertrupp Edelweiß II" unter Leitung des Meteorologen Dr. Karl Schmid.

Anfang Oktober 1944 erreicht die Externsteine die Insel Koldewey. Auf dem Heimweg gerät das Expeditionsschiff vor Shannon Island ins Packeis, wird dort von den USCG Eisbrechern Eastwind und Southwind zur Kapitulation gezwungen und nach Boston eingebracht.

Kurze Zeit später wird auch die Wetterstation von US Aufklärungsflugzeugen
entdeckt. In der Nacht von 3./4. November landen etwa 200 amerik. Soldaten der Küstenwache und bringen die Männer des Unternehmens »Edelweiß II« in Kriegsgefangenschaft.

Die Geschichte der Wetterbeobachtung an der Küste Ostgrönlands ist damit zu Ende, doch gibt die deutsche Kriegsmarine nicht auf.

Unternehmen Zugvogel (1944-1945)

Im Oktober 1944, für eine Landung in der Arktis ist es mittlerweile zu spät, setzt die Kriegsmarine noch einmal eine schwimmende Station in Marsch. An Bord des Fischdampfers Wuppertal kreuzt der Wettertrupp Zugvogel unter Leitung des Meteorologen Inspektor Hofmann zwischen Grönland und Spitzbergen. In ihrem letzten Funkspruch vom 8. Dezember 1944 meldet die Wuppertal einen Motorschaden. Schiff und Mannschaft gehen wenige hundert Kilometer vom Nordpol entfernt verloren.