Resumée und Literaturempfehlung

Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, GAdm Raeder, erwähnte die Möglichkeit einer Landung in England Hitler gegenüber erstmals auf der Führerkonferenz vom 21. Mai 1940 und nochmals auf der Führerkonferenz am 20. Juni. Doch Hitler bekundete absolut kein Interesse. Am 30. Juni verfertigte der Chef des Wehrmachtsführungsamtes, Gen. Jodl, eine Denkschrift über die Weiterführung des Krieges gegen England. Hier wird die Durchführung der Landung als letzte Möglichkeit, die Vorbereitung aber als wünschenswertes politisches Druckmittel bezeichnet, um England friedensbereit zu machen. Dieser Gedankengang konnte die Billigung Hitlers finden und wird in der Führer-Weisung Nr.16 dann präzisiert.

Im Grunde bleibt festzustellen, dass Hitler einen Sieg über Großbritannien schon aus ideologischen Motiven gar nicht wollte, sondern eine Interessendiversifikation ("Jedem das seine") anstrebte und durch seine Drohhaltung Churchill zum Stillhalten bewegen wollte. Seit Juni 1941 plante Hitler nämlich primär die Eroberung des »Lebensraumes« im Osten und betrachtete weitere Kampfhandlungen im Westen als unerwünscht. Die Marine dagegen fühlte sich durch die Kehrtwendung Hitlers von einer Aufgabe entlastet, die sie zu Recht nicht zu meistern glaubte. 

Die Heeresführung hatte sich bereits mit der Einengung des Landungsraumes und der erheblichen Schmälerung des in die Schlacht zu werfenden Truppenkontingente von einer optimistischen Sicht der Dinge verabschiedet. Während sie aber den Schwarzen Peter der Kriegsmarine zuschob, knüpfte die Marineführung ihren Optimismus an die vollkommen unerfüllbare Vorbedingung einer Erringung der absoluten Luftherrschaft durch die Luftwaffe. 

In heimlicher Übereinstimmung wurde die Landung Schritt für Schritt abgeblasen. Dabei wäre die Niederwerfung des britischen Mutterlandes für Deutschland kriegsstrategisch gesehen viel wichtiger gewesen als der Angriff auf die Sowjetunion. Ein gesamtmilitärisches Scheitern des Unternehmens hätte dagegen weltpolitisch positive Folgen gehabt, weil die militärische Kompetenz des »Führers« rechtzeitig in Frage gestellt und die Grundauffassung der Generalität, dass Deutschland für einen Weltkrieg nicht zur Genüge gerüstet sei, weiter bestärkt worden wäre. So wären Kampfmoral und Opferbereitschaft im deutschen Volk viel nachhaltiger untergraben worden als durch alliierte Bombenangriffe. Doch sind geplante Niederlagen von Militärs leider nicht zu verlangen.

Peter Schenk: Landung in England. Das geplante Unternehmen "Seelöwe": 
Der Beginn amphibischer Großunternehmen. Oberbaum: Berlin 1987. 

Unsere Darstellung ist durch die vor allem in landungstechnischer Hinsicht umfassende und gründlich recherchierte Studie von Peter Schenk zu ergänzen. 

Chronik des Seekrieges (Home) Operation »Seelöwe«